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Vitzenburg feiert seine 1 111-jährige Geschichte

Von UNDINE FREYBERG 30.05.2010, 16:25

VITZENBURG/MZ. - "Haben Sie vielleicht 20 Millionen für mich?" Der Mann in der grünen Jacke hatte gerade nochmal von seiner Zuckerwatte genascht und wandte sich mit einem freundlichen Lächeln Peter Kunert (FDP) und Carsten Knuhr zu. Querfurts Bürgermeister und der Vitzenburger Ortsbürgermeister hatten nämlich wie viele aus dem Ort die Möglichkeit genutzt, den anlässlich der 1 111-Jahrfeier geöffneten Innenhof des Vitzenburger Schlosses zu besichtigen und waren begeistert von dem wunderschönen Ensemble, das allerdings dringender Sanierungsarbeiten bedarf. Der Mann, der sich ihnen dabei vorstellte, war Heinz Müller - Vorstand der Code-A-Phone AG und damit der Hausherr der Schlosses. Finanziell könne man ihn zwar nicht unterstützen, sagte Kunert, aber man könnte bei Anträgen auf Fördermittel und der touristischen Vermarktung behilflich sein. Das helfe schon, sagte Müller, der mit seiner AG zum Beispiel zehn Wohnungen im Schloss einrichten und auch die alte Reithalle im Nebenhof wieder herrichten will. "Aber dafür lassen wir uns Zeit - etwa zehn Jahre" meinte er und betonte, dass seine AG wirklich beabsichtigt Geld in das Objekt zu stecken.

Rund um das Schloss spielten sich am Wochenende die großen Feierlichkeiten zum 1 111. Ortsjubiläum und dem 30. Geburtstag des Faschingsclubs und der Pfingstburschen ab. Schon Freitagabend ging es im Festzelt rund, als der Faschingsklub um 20.11 Uhr mit einer Abendveranstaltung des Festwochenende eröffnete. Alle befreundeten Karnevalsvereine hatten Highlights aus ihren Programmen als Geschenke mitgebracht. "Zum Schluss haben die Leute zur Musik des Westewitzer Fanfarenzuges sogar auf den Tischen getanzt", erzählte Frank Weinert vom Heimatverein Pretitz von einer langen, fröhlichen Nacht, in der die letzten gegen drei Uhr morgens das Zelt verließen. Die Festvorbereitungen und alle damit verbundenen Aufgaben hatten sie die Vereine aus Vitzenburg und den dazugehörigen Ortschaften. Pretitz, Zingst und Liederstädt übrigens geteilt.

Am Samstag ging es nicht nur im Festzelt weiter, viele drängten sich wie Sylvia und Otto Fritzsche auch in der Ausstellung in der Turnhalle, wo unzählige Aufnahmen aus der Geschichte Vitzenburgs gezeigt wurden - von der LPG "Ernst Thälmann", vom Umbau der alten Schmiede zum Konsum, von der alten Zuckerfabrik, die 1995 abgerissen wurde, oder eben vom Schloss, das während seiner Geschichte mehrfach die Besitzer gewechselt hatte und zu DDR-Zeiten sowohl die Kinder- und Jugendpsychiatrie, als auch im Pavillon die Kinderkrippe beherbergt hatte.

Seit Samstag hat Vitzenburg auch eine touristische Tafel, die am Eingang zum Festgelände enthüllt wurde und auf der das Schloss natürlich auch eine große Rolle spielt. "Vielleicht entscheidet sich ja der Landesarchäologe Herr Meller nicht nur, irgendwo unterwegs eine Scheibe zu finden, sondern hier mal gezielt zu graben", meinte Kunert. Denn es gebe eine Urburg unter dem Schloss, von der man jedoch abgesehen von verschollenen Funden aus DDR-Zeiten kaum etwas wisse, da es noch keine archälogischen Grabungen gegeben habe. Kunert dankte außerdem Chef-Festorganisatorin Gabriele Frey vom Faschingsclub für ihre Arbeit. "Denn wir wissen, ohne Frau Frey gäb es hier nichts zu lachen", schmunzelte er und nahm dankend eine neue Vitzenburger Ortschronik entgegen, die Ingrid Oetzmann in den vergangenen zehn Wochen in mühevoller Arbeit zusammengestellt hatte.

Sonntag dann erreichte das Fest seinen Höhepunkt, als der Festumzug mit 59 Bildern und mit allen befreundeten, Karnevals- und Pfingstburschenvereinen startete. Knapp 800 Meter sollte er lang sein. Aber so mancher meinte, es wären doch 1 111 Meter gewesen.