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Unglück in Weißenschirmbach Unglück in Weißenschirmbach: Familie muss Haus abreißen

Von regina retzlaff 07.08.2013, 08:40
Melanie und Mathias Franke kurz nach dem Einsturz der Hauswand Anfang Juni.
Melanie und Mathias Franke kurz nach dem Einsturz der Hauswand Anfang Juni. Archiv/Wölk Lizenz

weissenschirmbach/MZ - Ein Lebenstraum ist zerplatzt. Melanie und Mathias Franke haben ihr Haus in Weißenschirmbach endgültig verloren. Das Bauordnungsamt des Saalekreises hat ihnen das per „Bescheid zur Gefahrenbeseitigung“ zur Kenntnis gegeben. Sie haben zwei Wochen Zeit, das Haus kontrolliert abreißen zu lassen.

Wohnhauswand stürzt am 5. Juni zusammen

Am 5. Juni, Melanie Franke (25) war als THW-Helferin im Hochwassereinsatz und Ehemann Mathias (28) als Nachtkurierfahrer unterwegs, stürzte eine Wand ihres Wohnhauses in Weißenschirmbach zusammen. Die Familie durfte es nicht mehr betreten, konnte nicht einmal persönliche Dinge retten. Seitdem steht das Haus, das sie sich vor zwei Jahren gekauft und hergerichtet hatten, leer. Das Bauordnungsamt hatte es gesperrt. Die Stadt Querfurt musste die davorliegende Straße sperren. Die junge Familie (die vierjährige Ella gehört dazu) zog zum Vater von Melanie Franke ins Mansfeldische.

Und obwohl am Schicksal der jungen Leute viele Menschen Anteil nahmen, steht sie nun vor dem endgültigen Aus. Der Bescheid aus Merseburg bricht ihnen sozusagen das Genick, denn die Abrisskosten von rund 50 000 Euro können Frankes nicht aufbringen. „Ich bin Azubi, bekomme niemals einen Kredit dafür. Außerdem haben wir ja schon den Kredit für den Hauskauf laufen“, erzählt Melanie Franke verzweifelt der MZ. „In einem Gespräch mit dem Bauordnungsamt hieß es außerdem, dass wir vier Wochen Zeit bekommen sollten, um den Abriss zu veranlassen. Nun heißt es zwei Wochen, das ist frech. Aber selbst vier Wochen würden uns ja nichts nutzen, denn wir haben wie gesagt gar nicht das Geld, das zu stemmen. Auch wenn man uns Sanktionen androht.“ Ohne Geld können Frankes auch keine Ursachenforschung mehr betreiben. Denn noch ist nicht geklärt, warum die Wand eingestürzt ist. Ein Baugutachter hatte in der „Umschau“ im MDR-Fernsehen am 9. Juli erklärt, dass das Fundament des Hauses in Ordnung sei. Die Risse seien oberhalb entstanden. Zudem lassen sich derartige Risse auch an anderen Häusern der Straße finden, sogar im Fußweg. Seine Vermutung, es könne etwas mit dem vier Jahre zurückliegenden Kanalbau durch den AZV Unstrut-Finne zu tun haben, wies der Geschäftsführer des Verbandes ebenfalls in der „Umschau“ von sich. Man habe die alten Leitungen, die im Erdreich geblieben waren, ordnungsgemäß verpresst. Ohne jedoch die Schuldigen am Einsturz zu kennen, bleiben Frankes allein auf den Kosten sitzen.

„Wir können eigentlich nicht mehr“, sagt die junge Mutter. „Irgendwie muss das Leben aber für uns und unser Kind weitergehen. Jetzt haben wir die Schlüssel für eine schöne Wohnung in Allstedt bekommen, wo wir noch einmal von vorne beginnen wollen.“ Was mit dem Haus in Weißenschirmbach wird? Melanie Franke kann es nicht sagen.

"Wenn Frankes nichts tun können, dann muss das Bauordnungsamt reagieren"

„Wenn Frankes nichts tun können, dann muss das Bauordnungsamt reagieren und etwas tun, um die Gefahr zu beseitigen“, ist von Mareen Helmis, der Leiterin des Ordnungsamtes der Stadt Querfurt, dazu zu erfahren. „Wir haben lediglich Kenntnis bekommen vom Bescheid und sorgen dafür, dass die Straßensperrung aufrechterhalten wird.“