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Ungewöhnliche Idee  Ungewöhnliche Idee: Dieser Imker verkauft "Merseburger Bienenkotze"

Von Undine Freyberg 16.06.2018, 13:02
Markus Fritz ist seit fünf Jahren Imker. Seine Völker stehen in Merseburg-Nord.
Markus Fritz ist seit fünf Jahren Imker. Seine Völker stehen in Merseburg-Nord. Peter Wölk

Merseburg - Markus Fritz hebt den Bienenwachs von den Waben. Erst auf der einen, dann von der anderen Seite - bis der ganze Rahmen davon befreit ist. Die glänzende Flüssigkeit, die noch in den Waben liegt, lässt einem schon das Wasser im Mund zusammenlaufen.

„Die Bienen verschließen die Waben erst, wenn sie denken, dass der Honig als Winterfutter taugt“, erzählt der 36-Jährige. „Den Wachs schwitzen die Tiere über spezielle Körperdrüsen an ihrem Hinterleib aus“, erklärt er. Eigentlich sei der Mensch ja ziemlich gemein, denn er klaue den Bienen ihr Winterfutter und suggeriere, dass sie noch nicht genug gesammelt hätten.

Markus Fritz ist Softwareentwickler und seit fünf Jahren Imker

Markus Fritz ist Softwareentwickler und seit fünf Jahren Imker. Sein erstes Volk Honigbienen bekam er vom Vater eines Freundes geschenkt. Das stand dann zunächst bei seinen Eltern. „Doch irgendwann war klar. Wir brauchen einen Garten.“ Den hat seine kleine Patchwork-Familie mit vier Kindern jetzt im Norden von Merseburg in der Eckehardtstraße. Für die Kinder ist es ein Paradies - für die Bienen ein perfekter Start- und Landeplatz. „Auch die Nachbarn haben sich gefreut“, erzählt Fritz, der mittlerweile etwa ein Dutzend Völker hat.

Mittlerweile sind vier Rahmen vom Wachs befreit. Zeit für die Honigschleuder. Markus Fritz schleudert vorsichtig an, damit die Waben nicht durchbrechen. Danach geht es richtig los und man sieht wie die Honigtropfen an der Wand des Honigschleudertopfes aufschlagen und längliche Spuren hinterlassen. Geschleudert werden kann etwa ab Mitte Mai, dann haben die Bienen den ersten Honig produziert. „Ich hab aber auch schon mal bis Mitte September Honig geschleudert.“

Bienen: Es dauert 21 Tage vom Ei bis zur schlüpfenden Arbeiterin

Es dauere 21 Tage vom Ei bis zur schlüpfenden Arbeiterin. Dann sei die aber noch keine Flugbiene. „Die Tiere durchleben mehrere Stadien, sind Ammenbienen, Putzbienen und irgendwann erreichen sie quasi das letzte Stadium der Flugbiene oder Sammelbiene. Die Sommerbienen leben ungefähr drei bis vier Wochen.“ Normalerweise fangen die Bienen im Januar an zu brüten, erklärt der 36-Jährige.

Als es aber in diesem Jahr so lange so kalt war, haben sich die Bienen zurückgehalten und die Brutnester blieben klein. „Da die Temperaturen diesmal von jetzt auf gleich in die Höhe schossen, blühten plötzlich auch die Pflanzen schnell. Und zwar alle gleichzeitig - die Mirabelle, die Süßkirsche, die Obstbäume, der Löwenzahn - das lief alles wie im Zeitraffer.“ Dann hätten sich die Königinnen gedacht: Es ist warm, wir legen Eier. „Aber 21 Tage später war das Frühjahr vorbei.“ Und kaum noch Nektar zu holen.

Bienenzüchter im Saalekreis: „Ein ziemlich trauriges Jahr für die Imker“

Der Ertrag, den die Bienen hätten liefern können, wenn nicht alles gleichzeitig blüht, sei deshalb in diesem Jahr nicht zu erreichen. Selbst mit den Überstunden, die die Bienen gemacht haben. „Unmöglich - dabei machen die Bienen ja nachts durch.“ Schlussendlich wird es in diesem Jahr wohl weniger Honig geben. Und vermutlich auch weniger Obst. „Ein ziemlich trauriges Jahr für die Imker“, meint der Merseburger, der seit drei Jahren Vorsitzender des Imkervereins Merseburg und Umgebung ist.

Aber sind die Bienen auch bedroht? „Die Honigbiene? Nein. Solange es Imker gibt, die sich kümmern, gibt es auch Bienen“, ist er sich sicher. An einer Milbe sterbe kein Volk. Allerdings habe er im vergangenen Jahr eine Bienenräuberei erlebt, die ihn im Herbst drei Völker gekostet habe. „Da sind starke Völker über schwächere hergefallen und haben die Winterreserven aus den Waben geraubt. Nicht etwa, weil sie Hunger hatten, sondern die wollten einfach immer mehr.“

Bienen: Das schwache Volk muss verhungern

Innerhalb von einigen Tagen würden da schon mal 20 Kilo Honig geklaut. Und das schwache Volk muss dann verhungern. Die Bienen transportieren Honig übrigens in einem Honigmagen. „Die Tiere haben zwei Mägen, einen zum Sammeln und Transportieren und einen zum Verdauen.“ Deshalb heißt der Honig, den Markus Fritz produziert, auch „Merseburger Bienenkotze“. „Weil er aus dem Magen der Biene kommt“, schmunzelt er.

Wenn Markus Fritz Honig schleudert, kann das schon mal von morgens um fünf bis nachmittags um fünf dauern. „Das ist harte Arbeit. Eine Zarge mit allen Rähmchen wiegt schon mal 30 Kilo.“ Aber den ganzen Tag so vor sich hin arbeiten sei auch ziemlich meditativ. Den Linden- und Frühjahrshonig, den er anbietet, kann man übrigens nur bei Markus Fritz direkt erwerben. Die Telefonnummer findet man am Eingang zum Garten in der Eckehardtstraße 18a und im Internet. „Wenn es passt, bin ich in zwei Minuten da“, verspricht Fritz. (mz)

Mit einer Entdeckelungsgabel hebt Markus Fritz den Wachs von den Waben.
Mit einer Entdeckelungsgabel hebt Markus Fritz den Wachs von den Waben.
Peter Wölk
Dieser Honig trägt einen besonderen Namen: Merseburger Bienenkotze
Dieser Honig trägt einen besonderen Namen: Merseburger Bienenkotze
Peter Wölk