Und wieder wurde das Salz gefunden
Bad Dürrenberg/MZ. - Zuvor hatte Bad Dürrenbergs Bürgermeister Jürgen Elste (FDP) noch eine angenehme Pflicht zu erfüllen. Nach einem herzlichen "Glück auf" und einem Gruß an die Ehrengäste, u. a. waren Bundestagsabgeordnete Cornelia Pieper und Vertreter der Partnerstädte Melle, Encs, Ciechochinek und Candebec les Elbeuf gekommen, überreichte er Nicole Kiesewetter die weiße Schärpe als Brunnenkönigin.
Die 22-jährige Bad Dürrenbergerin im Purpurkleid löste Bianca Karnstedt ab, die das Amt zwei Jahre inne gehabt hatte. Nicole allerdings ist kein Neuling. Die Serviceangestellte beim ADAC in Halle war schon vor vier Jahren in dem Amt als Repräsentant der Solestadt unterwegs und "will in den nächsten Monaten Bad Dürrenberg auf Messen, Feiern und anderen Anlässen würdig vertreten", wie sie der MZ sagte.
Und dann lief es zur Höchstform auf: das Starensemble der Laienmimen. Vorweg gesagt: Es war ein Stück der großen Gefühle und der einmaligen Gesten. Erst der Solezwerg, der zehnjährige Andrey Reichardt. Ihm merkte man ebenso wenig Aufregung an wie dem Quintett um Rainer Jannicke. Die Herren verkörperten den Bergrat Borlach und seine fleißigen Knappen und Bergleute. 19 Jahre hatten sie alle gearbeitet, gebangt, gehofft und gezweifelt, Borlach sogar an sich selbst, nicht zuletzt wegen der eitlen Neider am sächsischen Hofe, "die sich ins Fäustchen lachten", und der Spottverse zum Leierkasten. Die Augen gingen verdreht gegen Himmel wie die Bittgebete.
Doch dann geschah der große Augenblick. Ein Eimer war umgefallen und machte den entsprechenden Krach, ein Aufschrei folgte: Die Gipsdecke im Schacht war durchstoßen, die Sole aus 223 Metern Tiefe hatte Jakob Scheibe 250 Fuß mit in die Höhe gerissen. Wie durch ein Wunder blieb auch er unverletzt. Das Publikum atmete erleichtert auf. Scheibe kippte die Sole aus dem Stiefel und bekam eine Kanne Bier, die er brüderlich teilte. Der Applaus war heftig. Noch eine Schrecksekunde kam, als plötzlich der Soleaffe als Riesengorilla auftauchte, Mätzchen und Angst machte. Doch auch der wurde rasch zahm. Dafür gab es noch mehr Applaus und ein Blumenstrauß für Jannicke, der nach acht Jahren die Bergratsrolle an den Nagel hing.
Dann zerstreute sich die Runde ins weitläufige Areal, um mit den Tausenden Besuchern zu flanieren. Die staunten sehr, dass auf einmal auch wieder der vor Monaten gestohlene Solezwerg wieder auf seinem angestammten Sockel im Kurpark stand. Der Förderverein Vision hatte sein Versprechen war gemacht und eine Neuanfertigung des bronzenen Wahrzeichens mit Becher und mahnendem Finger dank seiner Finanzspritze ermöglicht. "Jetzt kann er uns nicht mehr so schnell abhanden kommen", sagte Bürgermeister Elste, "er ist nämlich wie das Palmen- und Vogelhaus ab sofort rund um die Uhr videoüberwacht".