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Thalheim Thalheim: Zukunft der «Tabakstanne» weiter ungewiss

Von UNDINE FREYBERG 04.09.2012, 17:57

MERSEBURG/MZ. - Warum wird gerade jetzt ein Brandschutzgutachten ins Spiel gebracht, das schon vier Jahre alt ist? Weil der Kreis sparen muss? Und weil es ein prima Totschlagargument ist, wenn man eine Einrichtung schließen will, für die der Landkreis am liebsten kein Geld mehr ausgeben möchte? So zumindest scheint es im Fall der Kinderfreizeit- und -ferieneinrichtung Tabakstanne in Thalheim der Fall zu sein, die aus Brandschutzgründen seit Juni nur noch zum Teil genutzt werden darf. Jetzt sollte der Jugendhilfeausschuss beschließen, dem Kreistag zu empfehlen, die Einrichtung aufzugeben, wozu die Ausschussmitglieder aber so einfach nicht bereit sind.

"Mit Brandschutz kann man vieles erreichen", sagte Michael Finger (Linke) und erntete Kopfnicken von anderen Ausschussmitgliedern. Die andere Frage sei allerdings, wie man jahrelang hunderte Kinder habe dorthin schicken können, wenn man doch von der Gefahr gewusst habe? "Das könnte ja sogar ein juristisches Nachspiel haben." Doch zunächst ging es um die Frage: Wie weiter?

Die zuständige Dezernentin Gabriele Kleine (SPD) rechnete zwar vor, dass es immer ein Zuschussgeschäft bis 400 000 Euro pro Jahr bleiben würde, sagte aber auch, dass es neue Entwicklungen gebe. Zum einen habe sich ein Träger gemeldet, der die Einrichtung übernehmen würde. Aber auch die Städte Thalheim und Stollberg hätten Interesse bekundet, sich an der Einrichtung zu beteiligen. "Ich habe im Frühjahr vor den Stollberger Stadträten im Hauptausschuss gesprochen. Sie schienen sehr interessiert und fragten nach den Konditionen für eine Kooperation", sagte Dietmar Franze, der Leiter des Schullandheims Tabakstanne, der MZ. Obwohl er die Anfrage weitergeleitet hätte, habe es bisher keinerlei Reaktion aus der Kreisverwaltung gegeben. Für Donnertag sei allerdings ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister von Stollberg geplant sagte Kleine, die dazu selbst ins Erzgebirge fahren wird.

Da offensichtlich noch viel Dinge in der Schwebe sind, einigten sich die Ausschussmitglieder darauf, die Verwaltung zu beauftragen, bis zum 30. September 2013 einen Träger zu finden oder eine Kooperation mit Stollberg und Thalheim zu prüfen. Erst danach sei eine Schließung vorzunehmen.

"Ich denke, wir machen damit deutlich, dass wir den Schließungsbeschluss nicht ohne weiteres mittragen", sagte Auschuss-Chefin Verena Späthe (SPD). "Wir möchten die Einrichtung für die Kinder aus dem Saalekreis erhalten, und wollen daher zunächst alles in dieser Richtung versuchen."

Alles versuchen wollen auch die Kinder der Merseburger Curie-Grundschule und ihre Eltern. Insgesamt 178 Unterschriften für den Erhalt der Tabakstanne haben sie gesammelt. "Seit sechs Jahren fahren wir mit unseren Kindern in den Pfingstferien eine Woche nach Thalheim", sagte Hortnerin Petra Ernst. "Für 86 Euro pro Kind haben wir dort Vollpension. Wir könnten natürlich auch woanders hinfahren, aber das wäre teurer. Manche Eltern könnten sich das dann nicht mehr leisten."

Ein Kritikpunkt der Verwaltung ist, dass nur rund ein Drittel der Kinder und Familien, die in die Tabakstanne fahren aus dem Saalekreis kommen. Subventioniert - wenn auch in etwas geringerer Form - werden aber alle Plätze. Die Einnahmesituation sei 2012 gut, erklärte Franze im Ausschuss. Man habe bereits knapp 190 000 Euro eingenommen und erwarte weitere 35 000.