1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Steinmetz und Bildhauer Andreas Herttan: Steinmetz und Bildhauer Andreas Herttan: Ein Geschenk für die Frauenkirche

Steinmetz und Bildhauer Andreas Herttan Steinmetz und Bildhauer Andreas Herttan: Ein Geschenk für die Frauenkirche

Von Regina Retzlaff 28.06.2002, 12:10

Gatterstädt/MZ. - Als Andreas Herttan vor einigen Jahren bei einem Arbeitsunfall ein tonnenschwerer Stein auf die Hand fiel, da schien für den Steinmetz- und Bildhauermeister aus Gatterstädt das berufliche Aus gekommen. Doch es war wie ein Wunder, im halleschen Unfallkrankenhaus Bergmannstrost retteten ihm die Ärzte die für seine Arbeit und sein Leben so wichtige Hand, so dass er sie heute wieder gebrauchen kann, als wäre sie nie kaputt gewesen.

"Was ich hier jetzt mit diesem Stein tue, das tue ich in diesem Moment auch für die Ärzte in Halle. Sozusagen als Dank und Beweis, welch gute Arbeit sie geleistet haben", erklärt Herttan und weist auf einen Sandsteinblock, den er bearbeitet. "Der wird in einigen Wochen in die Dresdener Frauenkirche eingebaut", erzählt er weiter.

Seine Großeltern waren 1945 auf der Flucht in Dresden gelandet. Wie durch ein Wunder haben sie die schreckliche Bombennacht im Februar 1945 überlebt, während tausende Menschen in den Trümmern starben. Auch die Frauenkirche lag in Schutt und Asche. Bis vor ein paar Jahren, als beschlossen wurde, diese Kirche wieder aufzubauen. "Dazu möchte ich meinen Teil leisten. Ich werde diesen Stein kostenlos bearbeiten, damit er dann als Rauchvasenaufsatz in 30 Meter Höhe über einem der Haupteingänge der Frauenkirche eingesetzt werden kann." Er habe sich aussuchen können, was er schaffen möchte. Der Bauherr habe schließlich den Stein, besonders harten und druckfesten Postaer Sandstein, geliefert. Er habe sich für ein anspruchsvolles Stück entschieden, das handwerkliches und künstlerisches Geschick gleichermaßen erfordere. Als der Stein ankam wog er 3,5 Tonnen. Etwa eine Tonne davon wird Herttan abtragen. So oft es die Zeit zulässt, ist er an der Arbeit.

Mit der Säge wird eine grobe Grundform geschaffen. Ab und zu muss auch einmal ein Blick auf die mitgelieferte Zeichnung und das ebenfalls angelieferte Originalteil geworfen werden. Knüpfel, Prelleisen, Zahn- oder Schlageisen werden eingesetzt. "Der Auftraggeber wünscht aber nicht so feine Arbeit. Grob muss die Oberfläche bearbeitet sein, so wie es im Original war. Als die Kirche gebaut wurde, haben vor allem Maurer diese Arbeiten gemacht. Und die arbeiteten eben grob", begründet Herttan sein Vorgehen. Andreas Herttan hat mit seinem Enthusiasmus inzwischen auch seinen Gesellen Sascha Böttge angesteckt. Der arbeitet derweil nämlich am Fuß der Vase. Eine nicht weniger anspruchsvolle Aufgabe für den jungen Mann. "Die Sache begeistert mich, ich habe Spass an der Arbeit, sie fordert mein Können heraus", erklärt er. Ende Juli soll das Werk vollendet sein.