Sprengstoffhunde im Ständehaus
Merseburg/MZ. - Doch so leicht wie die Teekanne kamen am Donnerstag nur wenige ins Ständehaus. Journalisten von Zeitungen, Radio- und Fernsehstationen hatten sich Tage vorher akkreditieren lassen müssen. Eine Hundertschaft Polizei kontrollierte am Donnerstag alle Zufahrten in Richtung Dom- Schloss-Bereich. Bis vors Ständehaus kamen nur die schwarzen Limousinen mit MD, EF, HRO oder B-Kennzeichen, in denen entweder Aufbau-Ost-Minister Wolfgang Tiefensee (SPD), oder die Ministerpräsidenten Harald Ringstorff (SPD) oder Dieter Althaus (CDU), Bodyguards oder Staatssekretäre saßen.
Doch eigentlich fing die Konferenz ja schon in der vorhergehenden Nacht an. "Wir haben bis morgens um zwei die Tische gestellt und alles vorbereitet", erzählte Manager Tobias Schneider vom Radisson-Hotel, der am Donnerstag für Speisen und Getränke verantwortlich zeichnete (ab morgens um fünf arbeiteten die Hotelköche an gefüllten Schweinelenden, Merseburger Kartoffelsuppe, Tiramisu und Kalbsröllchen mit Thunfischsauce). Danach passierten die wirklich wichtigen Sachen. Thomas Lange vom Kulturamt der Stadt lief mit der Polizei und Hunden durch das komplette Gebäude. "Als die Sprengstoffhunde durch waren, wurden die Räume versiegelt." Alle die am Donnerstag nicht benutzt wurden, blieben es auch tagsüber.
Für die Journalisten blieb die obere Etage - abgesehen von zwei kurzen Fototerminen - eh' verbotene Zone. Vom Konferenzbeginn an mussten sie sich in Geduld üben. "Jetzt fängt wieder diese ewige Warterei an", sagte einer. Auch Fotograf Rolf Heinz Seyboldt, der am Donnerstag für die Süddeutsche Zeitung fotografierte, war alles andere als glücklich. "Wenn man die Sache hier gut verkaufen will, braucht man doch fürs Foto ein ordentliches Ambiente", meinte der Wahl-Leipziger aus Schwaben und dachte dabei an den Schlossgartensalon als Hintergrund. Doch Böhmers Regierungssprecherin Monika Zimmermann blieb hart. Kein Foto vor dem Haus. Wegen der Sicherheit. Ganz sicher und im Schutz des Nebels verschwanden die Limousinen am frühen Abend wieder aus der Domstadt. Und Merseburg bleiben unter anderem einige prominente Neueinträge im Goldenen Buch der Stadt.