Spergau Spergau: Total will Kosten in Spergau senken
SPERGAU/MZ. - Die Kita-Gebühren für Kinder des 1000-Einwohner-Orts werden komplett von der Gemeinde bezahlt, große Summen fließen in die Förderung von Sportvereinen, sogar Schulgeld für die Freie Grundschule mussten die Eltern aus Spergau nicht bezahlen. Nun steht Vieles aber auf dem Prüfstand, weil die Einnahmen geringer werden. Größter Steuer-Zahler ist die Total-Raffinerie und dort rechnet man in diesem Jahr mit weniger Gewinn - eine entscheidende Größe bei der Berechnung der Gewerbesteuer. In Spergau stellt man sich bereits seit diesem Jahr darauf ein, bei freiwilligen Leistungen der Gemeinde Abstriche machen zu müssen (MZ berichtete).
In der Raffinerie wurde im ersten Halbjahr weniger Benzin und Dieselkraftstoff produziert. "Die Verarbeitung von Rohöl liegt leicht unter dem Niveau der Vorjahre", sagte Raffinerie-Sprecher Olaf Wagner. Von Januar bis Juni wurden in Spergau rund fünf Millionen Tonnen Rohöl verarbeitet, das über eine Pipeline vorwiegend aus Russland kommt. "Wir sind in der Lage, etwas mehr zu verarbeiten", so Wagner. Die Jahreskapazität in Spergau liegt bei rund zwölf Millionen Tonnen. Laut Wagner wird erwartet, dass der Umsatz ähnlich wie in der Vergangenheit ausfällt, der Gewinn aber sinkt. Das habe freilich weniger mit dem leichten Produktionsrückgang als vielmehr mit der Preisentwicklung an den Tankstellen zu tun.
Die Total-Raffinerie gehört zu den umsatzstärksten Unternehmen in Ostdeutschland, 2008 lag diese Größe bei mehr als 5,4 Milliarden Euro. "Wir treten auf die Kostenbremse", so Wagner. Anlagen herunterzufahren oder Stellenabbau seien keine Themen. Die größte Investition seit Errichtung der Raffinerie steht indes kurz vor ihrem Abschluss. Gebaut wurde eine neue Entschwefelungsanlage auf historisch bedeutsamem Boden: 1994 tat der damalige Bundeskanzler Kohl hier den ersten Spatenstich für den Bau der Raffinerie.
Im Spergauer Gemeinderat will man in den kommenden Wochen ebenfalls über Einsparungen sprechen. Darüber wird bald auch der Leunaer Stadtrat beraten müssen: Weil sich Spergau der Stadt Leuna anschließt, wird im kommenden Jahr neu gewählt. In den Verträgen zwischen Leuna und Spergau wird dem kleineren Partner zwar viel Liebgewonnenes garantiert. Einiges davon steht freilich unter einem Finanzierungsvorbehalt.
Nicht nur in Spergau profitierte man in der Vergangenheit von Steuerzahlungen der Total. Das Raffinerie-Gelände streift auch Leuna oder Großkorbetha.