1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Seit drei Jahren für andere da

Seit drei Jahren für andere da

Von Hans-Erdmann Gringer 10.07.2008, 16:38

Merseburg/MZ. - Vor drei Jahren gegründet, hat er mittlerweile rund 60 Mitglieder, die aus Polen, der Ukraine, Russland, Kasachstan, Ungarn und weiteren ländern kommen. Auch Merseburger, Müchelner und Günthersdorfer sind als Mitglieder dabei, weil sie helfen und sich engagieren wollen. Die meisten aber sind Senioren, Spätaussiedler. Sie

kommen nach Deutschland, bekommen Heimweh und fühlen sich einsam. Manche hatten auch zuvor falsche Vorstellungen von ihrer neuen Heimat und sind dann enttäuscht. Sie haben Schwierigkeiten, einen Job zu finden und werden depressiv. Dann gibt es auch die Enkelgeneration, die in Deutschland aufwächst und hier längst eine zweite Heimat gefunden hat, wie Vereinsvorsitzende Natalja Seidel betont.

Sie leitet von Beginn an den Verein, der sein Domizil im Ständehaus hat, und kümmert sich um alle Belange, ist Beraterin, Psychologin, Seelsorgerin und Mutter für alles. Die studierte Philosophin (53), kam 1980 nach Merseburg. Sie arbeitete zu DDR-Zeiten an der Medizinischen Fachschule in Merseburg, unterrichtete dort Russisch und Philosophie. Heute wohnt sie mit ihrem deutschen Lebensgefährten in Großkayna und betreibt dort eine kleine Pension. Ehrenamtlich wirkt sie im Verein, "weil ich die Mitbürger mit ihren Sorgen und Problemen in der neuen und ungewohnten Umgebung nicht allein lassen will".

Sie unterstützt Betroffene beispielsweise bei Behördengängen und bei der notwendigen Vertiefung der Sprachkenntnisse. Zur Seite stehen ihr dabei Ingrid König, die als Ein-Euro-Kraft den Schreibkram im Büro erledigt, und Natalja Baschuck, die Veranstaltungen organisiert, telefoniert und die Finanzen im Griff hat, alles ehrenamtlich versteht sich.

Ein reges Klubleben soll generationenübergreifend für Gemeinschaftsgefühl sorgen und den Zusammenhalt stärken. Ein Computer-Club vermittelt die Handhabung moderner Kommunikationselektronik, es gibt Mal- und Zeichenfreunde, eine Tanzgruppe für Erwachsene ab 40, einen Nachhilfekurs für deutsche Sprache und einen Zirkel für Nähen und Handarbeit.

Hier hat Natalja Heidel das Sagen, Sie hat "goldene Hände", sagen alle, sie schneiderte beispielsweise die Kostüme für das Brunnenfest in Bad Dürrenberg und den Auftritt zum Sachsen-Anhalt-Tag, an dem die Vereinsmitglieder sich rege beteiligten, im Umzug mitwirkten und beim Bühnenprogramm zu sehen waren. Auch eine Stadtführung in russischer Sprache hatten sie organisiert. Unterstützung hat der Verein vom Saalekreis bekommen. "Darüber freuen wir uns sehr sagt", Seidel. Auch die Sparkasse und die Merseburger Entsorgungsgesellschaftstadt, die Stadt selbst und der Eigenbetrieb für Arbeit unterstützen die Vereinsarbeit. Ebenso die jüdische Gemeinde in Halle, zu der enge Kontakte bestehen. Ein Jugendklub wurde gegründet. Nun soll noch ein Raum im Keller des Ständehaus renoviert werden, damit er "so schön wird, wir wir es uns wünschen, wenn wir Gäste empfangen", sagt Seidel, die interessierte Mitbürger einlädt, vorbeizuschauen, andere Mitglieder kennen zu lernen und im Verein mitzuarbeiten "Zwischen 9 und 15 Uhr ist immer jemand da. Und auch Abends ist meist etwas los."

Wer die Arbeit des Vereins mit Spenden unterstützen will:

Saalesparkasse

BLZ: 80050500

Konto: 351 0000 730