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Schulschwänzer im Saalekreis Schulschwänzer im Saalekreis: Kein Bock auf Unterricht

Von Melain Müller und Tina Edler 21.02.2015, 17:08
Die Schulschwänzer werden auch im Saalekreis immer jünger.
Die Schulschwänzer werden auch im Saalekreis immer jünger. DPA Lizenz

Merseburg - Oftmals sieht Mandy Dongmann nur die Spitze des Eisbergs. Nämlich dann, wenn die Kinder und Jugendlichen nicht mehr in die Schule kommen. „Das Problem ist meist in der Freizeit entstanden“, weiß die Schulsozialarbeiterin der Albrecht-Dürer-Sekundarschule in Merseburg aus Erfahrung. „Die Zahl der Schulschwänzer hat sich im vergangenen Jahr bei uns verdoppelt“, sagt sie. Trotz aller Bemühungen. Immer häufiger können Schüler ihre Probleme nicht mehr allein lösen und kämen dann nicht mehr zur Schule. Unterstützt werden sie oft noch von Eltern, die ihre Kinder krank melden. An der Albrecht-Dürer-Schule braucht man daher nun noch mehr Hilfe. „Wir haben bereits eine zweite Schulsozialarbeiterin beantragt“, bestätigt Schulleiter Bernd Fröhlich.

Mehr Schwänzer in Grundschule

Einen generellen Anstieg der Zahl an Schulschwänzern haben Behörden im Saalekreis an Sekundarschulen nicht festgestellt. In den vergangenen drei Jahren schwankten die Fälle der sogenannten angezeigten Schulpflichtverletzungen, die an das Schulverwaltungsamt gemeldet wurden, kaum. Während in anderen Schulformen wie der Förder- und Grundschule die Zahlen stiegen, sind sie bei den Berufsbildenden Schulen gesunken.

Die Gründe dafür, dass Kinder nicht mehr zu Schule kommen, liegen eher selten in den schlechten Noten. „Es sind vor allem Konflikte untereinander, die zu Problemen führen. Die Schüler haben Angst, jemand könnte in der Klasse etwas über sie sagen oder sie auslachen“, sagt Mandy Dongmann. Ihre Aufgabe als Sozialarbeiterin ist es, die Ursache der Schulverweigerung zu finden. „Das ist nicht einfach.“ Dennoch bedeutet nicht jeder Fehltag, dass die Kinder auch schwänzen. „Erst wenn ein länger anhaltendes, wiederholtes unentschuldigtes Fernbleiben vom Unterricht erfolgt, spricht von man Schulverweigerung oder -schwänzen“, sagte eine Sprecherin des Landesschulamts der MZ.

Handelt es sich allerdings tatsächlich um Schwänzen, können die Schulen dies beim Schulverwaltungsamt anzeigen, da es eine Ordnungswidrigkeit ist, für die die Eltern bis zum 14. Lebensjahr ihrer Kinder auch zur Rechenschaft gezogen werden können. Danach haften die Jugendlichen mit Geldbußen, die in gemeinnützige Arbeit umgewandelt werden können. Wenn sie auch diesen Forderungen nicht nachkommen, kann der Fall bis zum Jugendrichter und einer Strafe im Jugendarrest gehen. „Das kam bei uns erst einmal vor“, sagt Mandy Dongmann.

Netzwerkarbeit wichtig

Damit es erst gar nicht soweit kommt, setzen die Schulen auf Dialog. Es ist eine Netzarbeit. Dongmann beispielsweise sucht das Gespräch mit dem Schüler und dessen Eltern. Es gibt aber auch Fallkonferenzen zwischen Schulsozialarbeitern, Jugendamt und Schulverwaltungsamt, die jeden Schüler einzeln betrachten und nach geeigneten Maßnahmen suchen. Doch auch Dongmann gibt die steigende Zahl an Schulschwänzern zu denken. Es gebe immer mehr Schüler, die nicht der Lage seien, Probleme allein zu lösen. „Da sind zum Teil auch die Eltern gefordert. Sie müssen die Kinder mehr stärken“, glaubt sie.

Aber auch Dongmann versucht frühzeitig, solchen Entwicklungen vorzubeugen. „Wir beginnen schon ab Klasse 5 mit verschiedenen Aktionen“, sagt sie. Dazu gehören Anti-Aggressionstraining, Anti-Mobbing-Projekte und die Stärkung der Teamfähigkeit. „Es geht vor allem darum, das Klassengefüge zu stabilisieren und soziale Kompetenzen zu vermitteln“, so Dongmann. Die Kinder müssten sich früh ein dickes Fell antrainieren. Denn sind sie erst auf die schiefe Bahn geraten, sei es meist schwer, sie wieder in den regulären Schulalltag zu integrieren.