Schule in Merseburg-West Schule in Merseburg-West: Gift-Verdacht behindert Schulplanung

Merseburg - Weil Räume in einer Schule in Merseburg-West mit dem Schadstoff Naphthalin belastet sein könnten, ist derzeit unklar, wie es im neuen Schuljahr für rund 150 Grundschüler der Domstadt weitergeht. Der Verdacht: Im ehemaligen Fachgymnasium in der Otto-Lilienthal-Straße könnten die Böden von Turnhalle und Aula mit dem auf Dauer giftigen Stoff kontaminiert sein. In den vergangenen Jahren wurde das Gebäude als Ausweichquartier für die Goethe−Sekundarschule oder auch für die Sekundarschule Teutschenthal genutzt.
Zuletzt gab es mehrere Fälle, wo der Schadstoff Naphthalin in der Raumluft von Schulen gefunden wurde. Zuletzt war die Grundschule Landsberg betroffen, wo nun fünf Räume saniert werden müssen. Dieser Bautyp ist der Merseburger Schule ähnlich, so kam es auch zu dem Verdacht. Naphthalin ist unter anderem in Klebstoffen enthalten.
Doch noch ist unklar ob sich die Befürchtungen bewahrheiten. „Wir wissen seit zehn Tagen von dem Verdacht“, sagt Daniel Stahnke (SPD), Vorsitzender des Bildungsausschusses in der Stadt sowie im Saalekreis. „Es gibt aber keine definitiv festgestellte Belastung“, stellt Stahnke klar. Doch die Spekulationen allein sorgten in den Schulverwaltungen für Unruhe.
Eigentlich wollte die Johannes−Grundschule der Evangelischen Schulstiftung Mitteldeutschlands im August in das Haus einziehen, bisher teilt sie sich ein Haus mit der Grundschule Joliot-Curie. Doch dort ist es so eng, dass schon heute Brandschutzauflagen zum Teil nicht erfüllt werden können. In ein möglicherweise mit Giftstoffen belastetes Haus will die Grundschule nicht ziehen. „Die Schule bleibt mit Beginn des neuen Schuljahres 2015/2016 am jetzigen Standort. Alle bestehenden Schulverträge behalten ihre Gültigkeit“, teilt die evangelische Schulstiftung schriftlich mit. Schulleiter Frank Waeder: „Es ist eine gründliche Prüfung notwendig, weshalb der Zeitplan des Standortwechsels nicht gehalten werden kann.“ Ein Gutachten soll nun Klarheit bringen, das Ergebnis soll in zehn Tagen vorliegen, denn die Zeit drängt. „Die Lage in der Curie-Schule ist jetzt schon kritisch, deshalb müssen wir als Stadt darauf drängen, dass die getroffenen Vereinbarungen eingehalten werden“, fordert dagegen Stahnke. Die Sicherheit und Gesundheit der Schüler habe dabei oberste Priorität.
Nun bahnt sich eine Kompromiss an, je nach Ergebnis des Gutachtens. Im Zweifel würden zumindest die Hort-Schüler der Johannes-Schule in unbelastete Räume der Otto-Lilienthal-Straße einziehen. Die Grundschulen müssten sich aber ein weiteres Jahr ein enges Haus teilen.
Mit Naphtalin belastete Schulen sind kein Einzelfall. Naphthalin ist auch in einem Raum in der Friedrich-Engels-Schule in Bad Dürrenberg festgestellt worden. Der Raum wurde gesperrt und muss saniert werden, sagte Bad Dürrenbergs Bauamtsleiter René Schaar der MZ. Auch in einem weiteren Raum liegt ein Naphthalin−Verdacht nahe. Dort laufen momentan Untersuchungen. Ob die gesamte Schule untersucht wird, entscheidet sich in den nächsten Tagen. (mz)