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Schlecker-Pleite Schlecker-Pleite: Die letzten Verkäuferinnen

Von Cornelia Fuhrmann 12.06.2012, 17:05

BAd LAuchstädt/MZ. - "Es ändert sich doch nichts, wenn man jammert oder spekuliert", sagt Edith Müller ruhig. Erstaunlich, angesichts der Aussicht, dass sie demnächst ihre Arbeit verliert, die sie seit 21 Jahren ausübt. Sie ist eine der als "Schlecker-Frauen" bekanntgewordenen Verkäuferinnen der insolventen Drogeriekette und arbeitet in Schafstädt in einem der wenigen noch geöffneten Märkte. Dort läuft seit einigen Tagen der Ausverkauf. Ende Juni soll auch damit Schluss sein. Wie es danach weitergeht, weiß sie nicht, genau wie alle anderen Betroffenen.

"Die Kündigung haben wir noch nicht erhalten", sagt Heike Kowitz, die das Schicksal ihrer Kolleginnen teilt, aber in der Bad Lauchstädter Filiale am Markt arbeitet. Sie bringt es auf mehr als zwei Jahrzehnte Betriebszugehörigkeit, die nun zum 1. Juli oder zum 1. Oktober enden wird.

Man rede schon mit den Kolleginnen darüber, tröste sich gegenseitig, wenn es nötig sei, so Elfriede Schmidt von der Schafstädter Filiale, die ebenfalls schon 20 Jahre für Schlecker gearbeitet hat. Derzeit sei die Stimmung aber relativ gut, ergänzt ihre Kollegin Edith Müller.

In den beiden Filialen sind Schnäppchenjäger unterwegs, von einem Ansturm kann jedoch nicht die Rede sein. Die Regale offenbaren auch nur noch Restbestände, in manchen herrscht gähnende Leere. Alles ist um 30 Prozent reduziert, lassen rote Schilder wissen. Manches bekommt man gar für die Hälfte des Originalpreises.

Ina Geier aus Großgräfendorf hat diese Gelegenheit genutzt und günstig Tiernahrung für ihre vier Katzen gekauft. "Für uns ist es gut, für sie schlecht", sagt sie angesichts der Preise und der gleichzeitig schlimmen Situation für die Angestellten. "Es tut mir schon leid für die Verkäuferinnen. Immerhin ist es ja auch schwer, wieder eine Arbeit zu kriegen", ergänzt sie.

"Ich bin seit 1991 hier angestellt. Die letzte Bewerbung habe ich noch zu DDR-Zeiten geschrieben, damals für meine Lehrstelle. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich arbeitslos sein werde", erzählt die 48-jährige Hallenserin. Sie sei froh, dass ihr Mann noch Arbeit habe und die erwachsenen Kinder aus dem Haus seien, sagt sie. "Es geht nicht spurlos an mir vorbei, aber ich nehme es, wie es kommt", so Kowitz. Ebenso wie Kollegin Schmidt werde sie sich auf die Suche nach einer neuen Arbeit machen. "Ich bin recht zuversichtlich, dass sich etwas findet", meint Schmidt.

Die Kunden seien sehr mitfühlend, meint sie, und bedauert den Verlust des Marktes für die Bevölkerung. Teilweise sind sie aber auch verunsichert, fragen nach, ob jetzt noch abgegebene Fotofilme entwickelt würden, bevor die Filiale schließt. "Hier in Bad Lauchstädt ist ja dann nichts mehr dieser Art. Gerade die alten Leute müssen dann mit dem Bus nach Merseburg oder Querfurt fahren", sagt Kowitz, während sie für jeden Artikel im Einkaufskorb der Kunden einzeln die Prozente eintippt und in freundlichem Ton mit den Kunden plaudert.

Auch die Bürgermeisterin von Bad Lauchstädt und dem Ortsteil Schafstädt, Ilse Niewiadoma (FDP), bedauert die Schließung der Filialen. "Das ist schon grausam. Wir hatten erst noch Hoffnung, nachdem die Märkte zunächst offenblieben", sagt sie. Für die Bevölkerung sei das "schon blöd", denn damit falle ein spezielles Angebot weg, das es in den Discountern so nicht gebe. "Das ist eine echte Versorgungslücke und weit und breit zwischen Merseburg und Querfurt das einzige gewesen", so Ilse Niewiadoma weiter.

Ob man einen anderen Drogeriemarkt an den Bad Lauchstädter Markt locken könne, sei schwer zu sagen. Eine Ansiedelung würde man seitens der Stadt auf jeden Fall begrüßen und unterstützen. "Aber das Haus ist ja privat, da können wir selbst nicht viel machen", so die Bürgermeisterin.