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Schau Schau: Klöster für das Seelenheil

Von regina retzlaff 04.08.2013, 16:19
Der Münzschatz von Nebra (um 1275), gefunden bei Vitzenburg im Jahre 1986.
Der Münzschatz von Nebra (um 1275), gefunden bei Vitzenburg im Jahre 1986. Peter wölk Lizenz

querfurt/MZ - Folgen wir dem Weg, den uns Ritter Gebhardt XIV. mit seiner Lanze weist. Vom großen Eingangssaal in die neue Dauerausstellung „Burg Querfurt - Leben in Krieg und Frieden“ (die MZ stellte ihn am 17. Juli vor) zeigt Gebhardt in den nächsten kleineren Raum, eher ein Durchgang und dennoch von großer Bedeutung für alle diejenigen, die mehr wissen wollen über die Edlen Herren von Querfurt.

Urkunde Ottos III. erwähnt Brun

„Eigentlich wissen wir nicht, woher die Edlen Herren von Querfurt eigentlich kommen, aus welcher Geografie oder welchem Stamm“, sagt der verantwortliche Museologe, Heiko Einecke. Der Stammbaum lässt sich lediglich vom 10. bis zum 15. Jahrhundert verfolgen. Dank der Hagiografie (so nennt man die Biografie eines Heiligen) des heiligen Brun ist zumindest ein Grundstock gelegt. Der erste schriftliche Nachweis des Hauses Querfurt findet sich in einer Urkunde Ottos III. aus dem Jahre 1001. Sie erwähnt den heiligen Brun. Dessen Vater, ebenfalls Brun genannt, gilt als Stammvater der Edlen Herren. Links an der Wand kann man sich diesen Stammbaum genauer anschauen, kann einzelne Tafeln herausziehen, auf denen wichtige Personen des Hauses, wie etwa Elisabeth von Anhalt, Gebhard von Querfurt, der deutsche König und Kaiser Lothar III. oder auch Konrad von Querfurt aufgeführt sind. Eine Fülle von Namen stürmt da auf den Besucher ein.

Neben dem Stammbaum finden sich in einer Vitrine Siegel der Edlen Herren von Querfurt. Zum Beispiel eines von Bruchard II. von 1238 und von Brun VI. von 1381. Unter den Siegeln findet sich ein Knopf. Wer den drückt, kann ein Video sehen über die Entwicklung des Landbesitzes. Auf anderen Tafeln kann man erkennen, wie groß die Herrschaft Querfurt war. Sie reichte im Norden von der Grafschaft Mansfeld im Osten bis zum Bistum Merseburg und hinein in die Landgrafschaft Thüringen.

Wappen mit Rot und Silber

Interessant ist auch zu wissen, dass „das Wappen der Edlen Herren von Querfurt noch heute in drei Landkreisen wiederzufinden ist“, so Heiko Einecke. Rote Streifen auf silbernem Grund (der heute weiß dargestellt wird) finden sich in den Wappen des Saalekreises, des Kreises Mansfeld-Südharz und des Kyffhäuserkreises.

Werfen wir einen Blick in die nächste Vitrine. Hier könnte das Herz eines jeden Numismatikers jubeln, denn es zeigt den bedeutenden Münzschatzfund von Nebra, der entdeckt wurde, als man die Schlammteiche von Vitzenburg freilegte. Das war 1986. Die Münzen stammen jedoch aus dem Jahre 1275. „Zuerst dachten die Arbeiter, die die Teiche freilegten, sie hätten Milchflaschendeckel aus Aluminium gefunden, wie sie damals verwendet wurden. Aber es stellte sich schnell heraus, dass es ein wahrer Schatz ist, der da freigelegt wurde“, erzählt der Museologe. Im Schatz finden sich auch Münzen der Edlen Herren von Querfurt sowie eine Brakteatendose, eine Art Geldbörse, in der die Münzen aufbewahrt worden sind. Brakteaten (von lat. bractea „dünnes Metallblech“) sind übrigens Münzen oder Medaillen, die aus einem dünnen Metallblech (meist Silber oder Billon) einseitig und auf einer weichen Unterlage geprägt wurden, im Gegensatz z. B. zu den doppelseitig geprägten Denaren oder den Dünnpfennigen. Eine Karte zeigt die mitteldeutschen Standorte, in denen Münzen geprägt wurden. Daran abzulesen sind auch die sich entwickelnden Handelslinien, die „durchaus schon gut ausgebaute Wege waren“, sagt Heiko Einecke. Diese Handelswege führen auch über Querfurt. Ein Beispiel ist die so genannte Kupfer-Wein-Straße, auf der heute die B 180 bzw. die B 250 verlaufen.

Sechs Klöster wurden gestiftet

Auf der der Vitrinen gegenüberliegenden Seite des Raumes finden sich zahlreiche steinerne Zeitzeugen für das Engagement der Querfurter zugunsten der Kirche. So haben sie sechs Klöster gestiftet. Klosternaundorf bei Allstedt, Kloster Vitzenburg, Kloster Sittichenbach und auch Kloster Mariazell direkt unterhalb der Burg Querfurt, das als das Bedeutendste der von den Querfurtern gestifteten Klöstern gilt. „Die Stiftungen spielten eine große Rolle für das Seelenheil aber auch für die Entwicklung des Lebens in der Region. Mönchen und Nonnen waren gebildete Menschen. Sie verfügten in der Regel über Bibliotheken und waren heilkundig. Sie schrieben Urkunden“, weiß Einecke zu berichten. Der Museologe ist besonders stolz, dass als steinerner Zeitzeuge der Adelskopf des Stifters Esiko von Bornstedt in der Ausstellung zu sehen ist. Er wurde am Zisterzienserkloster Sittichenbach gefunden, ist aus Sandstein und stammt etwa aus dem Jahre 1350. Ebenfalls aus Sittichenbach stammen zwei Säulen aus Sandstein aus dem 12. Jahrhundert. Spätmittelalterlich ist ein Grabstein, der ebenso in diesem zweiten Raum der Ausstellung zu sehen ist wie eine Weihtafel mit dem Wappen derer zu Querfurt. Sie ist aus Sandstein und stammt aus dem Jahre 1469. Gefunden wurde sie in der Burgkirche. Wahrscheinlich zierte sei einst die Südostbastion der Burg Querfurt.

Lautersburg war zu unsicher

Fundort für ein Kapitell aus Bundsandstein aus dem 13. Jahrhundert war das Kloster Mariazell. Das war 1146 gebaut worden nachdem der ursprüngliche Standort (um 1120) bei der Lautersburg, sieben Kilometer westlich von Querfurt, als zu unsicher angesehen wurde.

Mit Siegeln wurden auch im Mittelalter Urkunden bestätigt.
Mit Siegeln wurden auch im Mittelalter Urkunden bestätigt.
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Esiko von Bornstedt gilt als der Stifter des Klosters Sittichenbach.
Esiko von Bornstedt gilt als der Stifter des Klosters Sittichenbach.
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Weihtafel mit Wappen der Querfurter
Weihtafel mit Wappen der Querfurter
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Säulen aus Kloster Sittichenbach
Säulen aus Kloster Sittichenbach
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Museologe Heiko Eineck: „Querfurts Wappen ist heute in drei Kreisen zu finden.“
Museologe Heiko Eineck: „Querfurts Wappen ist heute in drei Kreisen zu finden.“
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