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Saalekreis Saalekreis: Spürnasen auf Duftjagd

Von Cornelia Fuhrmann 26.08.2012, 18:25

Mücheln/MZ. - Hufgeklapper dringt durch den Müchelner Ortsteil St. Micheln. Das Fell der kraftvollen Tiere glänzt, ihre Reiter haben sich in Schale geworfen und tragen Turnierkleidung. Gespanntes Warten liegt in der Luft. Dann die Rufe der Schaulustigen: "Da sind sie." Weitere Reiter kommen die Apostelstraße hinauf - und zwischen ihnen: Hunde - 23 Irische Foxhounds, die ein wenig an Beagle erinnern, aber größer sind. Sie sind die eigentlichen Hauptakteure, denn das Ereignis, auf das die 30 Reiter und Mitfahrer auf zwei Kremser-Anhängern warten, ist eine Schleppjagd.

Außer mit Reitkappe, Zügeln und Gerte ist aber niemand bewaffnet, auch wird kein echtes Tier gejagt. "Die echte Schleppjagd auf Tiere ist in Deutschland verboten", erklärt Volker Kempf. Der 49-Jährige und seine Frau Elke sind die Organisatoren des Spektakels, zu dem sie seit einigen Jahren Freunde und Bekannte einladen. "Der Sport gefiel uns, warum also nicht selbst so etwas ausrichten, fragten wir uns", meint Kempf.

Einer der Teilnehmer - und einer der wichtigsten - ist Wolfram Sonntag aus Biendorf. Er ist sogenannter Schleppenführer, er kennt im Gegensatz zu den restlichen Jagdreitern die Strecke, die über Stock und Stein führt und auch Sprunghindernisse enthält. "Der Reiz ist auch die Symbiose aus Pferd und Hetzhund", beschreibt er seine Begeisterung für den Sport.

Doch was jagen die Hunde überhaupt? "Anislösung", lautet die Antwort von Volker Kempf. Die Duftsubstanz wird aus Fläschchen geträufelt, die die sogenannten Schleppenleger am Sattel tragen. Die Meute folgt der Spur, die Reiter der Meute. "Der älteste Hund ist neun Jahre alt, die jüngsten knapp über ein Jahr", erklärt Roland Krauel. Er ist sogenannter Vize-Master der "Nienhagen Foxhound-Meute". Die Ursprungstiere, mit denen die heutige Meute gezüchtet wurde, seien original aus Irland und dort auf Jagd gewesen, so Krauel. Erkennen würden sie die Hunde vom Pferd aus vor allem an ihrer unterschiedlichen Fellzeichnung, denn: "Jedes Tier wird mit seinem Namen angesprochen", erklärt der Vize-Master. Selber reitet er wegen einer Verletzung nicht mit, das Kommando hat Jörg Markgraf als Master.

Zuvor hatten sich die Teilnehmer göttliche Unterstützung geholt. Zur Hubertusmesse war die Kirche St. Micheln am Samstagmorgen so voll wie selten, berichten die Anwesenden. Die Kombination aus dem Spiel der Jagdhornbläser vom "Parforcehorncorps Diana" aus Gera, der Orgel und der Messe sei sehr ergreifend gewesen. "Es lief mir eiskalt den Rücken herunter", sagt Wolfram Sonntag sichtlich begeistert, während sein Wallach Alex bereits nervös tänzelt. "Das war das Ereignis der letzten 100 Jahre", sagt auch Volker Kempf schmunzelnd. Währenddessen hat er sich auf sein Pferd Sam geschwungen. Die Jagd beginnt.