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Saalekreis Saalekreis: Sammler findet «Affenhaare» in Neumark

Von nico grünke 04.11.2012, 18:39

SCHKEUDITZ/MZ. - Ob Briefmarken, Münzen oder was auch immer: Die Sammelleidenschaft hat bekanntlich viele Facetten. Oft sind Sammler stolz, wenn sie besonders betagte Objekte ihr eigen nennen können. Am besten sollen die Sammlerstücke dann schon mehrere Jahrhunderte überdauert haben.

Andreas Kanitz kann über solche Zeiträume nur schmunzeln. Was der 47-Jährige sammelt, ist so alt, dass man es kaum glauben kann. "Die meisten meiner Stücke stammen aus dem Eozän", so Kanitz. Mehr als 30 Millionen Jahre liege dies zurück. Das Sammeln von Fossilien ist von Kindesbeinen an die Leidenschaft des Leipzigers. "Außerdem sammle ich Mineralien, seltene Kristalle also", sagt Kanitz weiter.

Fündig geworden ist er unter anderem auch schon im Geiseltal, genauer gesagt im Braunsbedraer Ortsteil Neumark. Auf der Suche nach sogenannten "Affenhaaren" sei er damals dort gewesen und erfreulicherweise auch fündig geworden. Um die Behaarung von Primaten handele es sich dabei allerdings nicht. "Als Affenhaare werden bestimmte Strukturen versteinerter Pflanzen bezeichnet", so der Sammler.

Die Pflanzen hätten Kautschuk produziert, und der sei durch ein in ihnen befindliches Röhrensystem geleitet worden. "Diese Pflanzen sind dann irgendwann versteinert, und die feinen Kanäle sind bis heute noch gut zu erkennen. Sie werden als Affenhaare bezeichnet", erklärt der 47-Jährige.

Wer heutzutage solche Millionen Jahren alten Fossilien entdecken möchte, der müsse schon ziemlich tief graben oder aber in einem Tagebau sein Glück versuchen. So hat es Kanitz auch Mitte der 90er Jahre im Geiseltal gemacht. "Von einem See war damals noch lange nichts zu sehen", erinnert er sich. Lediglich ein Aussichtsturm habe schon gestanden.

Vielerlei Werkzeuge verwendet der gelernte Schlosser, wenn er sich in die Vergangenheit gräbt. Manchmal komme sogar eine Art Brecheisen zum Einsatz. Im Geiseltal habe er sich aber nicht großartig abmühen müssen. "Die Affenhaare waren relativ schnell gefunden." Die Idee, hier auf Entdeckungstour zu gehen, habe er schon länger gehabt.

"Noch zu DDR-Zeiten war ich bei einer Führung im Geiseltalmuseum in Halle dabei. Das war der Auslöser", so Kanitz weiter. Aber nicht nur in Mitteldeutschland sei er unterwegs. "Ich fahre auch gern nach Norwegen, um dort zu suchen", so der 47-Jährige. Einfach drauflos zu graben, das geht aber Kanitz zufolge nicht. "Man muss sich schon eine Genehmigung holen."

Seine Fundstücke seien mittlerweile in der gesamten Wohnung verteilt, wo zahlreiche Vitrinen stehen. "Da kann ich froh sein, dass meine Frau sich auch dafür interessiert", erzählt Kanitz, der früher der Leipziger Fachgruppe für Geologie angehörte und über viel Wissen auf dem Gebiet verfügt.

Einen Teil seiner Gesteine zeigte der Leipziger am Sonnabend in Schkeuditz bei einer Mineralien- und Fossilienbörse. Mehr als 1 000 Besucher wurden gezählt. Die Fundstücke von Kanitz, der sogar Zähne längst ausgestorbener Haifischarten präsentierte, gehörten zu den Publikumsmagneten.