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Saalekreis Saalekreis: Landkreis wird zur Modellregion für Zeitspar-Ideen

Von Undine Freyberg 14.11.2012, 19:11
Das Projekt «Kommunale Familienzeitpolitik» hat eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Ziel. (SYMBOLFOTO: DPA)
Das Projekt «Kommunale Familienzeitpolitik» hat eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Ziel. (SYMBOLFOTO: DPA) dpa

MERSEBURG/MZ. - "Ein Ergebnis könnte man sich theoretisch so vorstellen: Die meisten Beschäftigten in dem Betrieb müssen um soundsoviel Uhr ihre Arbeit beginnen. Da wäre es gut, wenn der Bus um die Zeit X ankäme und die Kita schon zur Zeit Y öffnen würde", erklärt Cem Ulukut, der im Auftrag des Bundesfamilienministeriums Lokale Bündnisse für Familie berät. Im Saalekreis ist er der Mann aus Berlin gerade besonders gern, denn hier wird an einem Modellprojekt gearbeitet. Nur fünf Kommunen oder Landkreise dürfen als Vordenker für Deutschland mitmachen. Der Saalekreis ist mit seinem lokalen Bündnis für Familie der einzige Projektteilnehmer aus dem Osten.

Der Titel des Projekts: "Kommunale Familienzeitpolitik". Das Ziel: eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Drei Viertel der jungen Eltern wünschen sich mittlerweile, unter der Woche mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Doch durch äußere Bedingungen kommen sie häufig in Zeitkonflikte. "Der Saalekreis soll herausfinden, welche Besonderheiten das in einem Flächenlandkreis sind, so dass andere Flächenlandkreise später davon profitieren können", erklärt Ulukut. Im Saalekreis habe man zwei Zielgruppen im Visier. Das sei zum einen die Familie im ländlichen Raum mit schwacher Infrastruktur, zum anderen Familien mit besonderen Anforderungen.

Die Projekte dazu laufen schon. Modellregionen sind im Saalekreis die Stadt Querfurt mit ihren Ortsteilen und die Stadt Wettin-Löbejün. "Wir haben bei Familien in Querfurt und den 14 Ortsteilen insgesamt 300 Fragebögen verteilt", sagte Raik Schröder, Fachbereichsleiter beim Verein B.a.s.e., der das Projekt unterstützt. Die wichtigste Frage darin: Welche Dinge tragen dazu bei, dass Familien in Zeitstress geraten? Als Antworten kann man zum Beispiel ankreuzen: unpassende Ladenöffnungszeiten von Supermärkten / kleineren Geschäften, unpassende Öffnungszeiten von Ämtern und Behörden, unpassende Öffnungszeiten von Arztpraxen oder unzureichende Betreuungszeiten der Kitas.

"Wir wissen zum Beispiel jetzt schon, dass die Kinderbetreuung beziehungsweise die Betreuungszeiten für Schichtarbeiter ein großes Problem darstellen", sagte Christiene Grube, die Familienbeauftragte des Landkreises und Vorsitzende des lokalen Bündnisses für Familie. Die Infra-Leuna mit ihren mehr als 100 Unternehmen am Standort hatte nämlich Mitarbeiter befragt. "Und diese Ergebnisse können wir für unser Pilotprojekt nutzen." Da es in der Region viele große Firmen wie Dow, Domo, Infra und Total gebe, deren Mitarbeiter vermutlich ähnliche Probleme haben, sei die Idee geboren, eine völlig neue Kindereinrichtung zu schaffen, die auch auf ein Netz von Tagesmüttern zurückgreifen kann. "Es hat bereits Gespräche in den Firmen gegeben, und wir hatten auch schon unseren ersten Schlagabtausch", lächelt Grube. "Denn wir haben zwar Befürworter, aber es gibt natürlich auch Gegner einer solchen Idee." Warum das? "Na, es geht natürlich ums Geld. Aber wenn wir dieses Projekt durchkriegen, dann wird es etwas völlig Neues sein. Das hat es noch nicht gegeben."

Ergebnisse des Modellprojekts "Kommunale Familienzeitpolitik" sollen im Sommer 2013 vorliegen.