Saalekreis Saalekreis: Exotische Tierliebe

Merseburg/MZ - Gleich mehrfach musste die Merseburger Feuerwehr bereits ausrücken, um allerhand exotisches Getier einzufangen, das besorgte Anwohner über den Notruf gemeldet hatten. Während ein Schlangenzüchter sein entflohenes Reptil selbst auflesen konnte, nahm ein Zebrafink ein tragisches Ende - er starb vermutlich aufgrund der Aufregung.
Immer wieder kommt es vor, dass Halter exotischer Tiere mit ihren Schützlingen überfordert sind. Die Folge ist, dass die Tiere ausgesetzt werden oder unter miserablen Bedingungen leben müssen. Um solche Missstände zu verhindern, sind das ganze Jahr über die Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde des Saalekreises in Aktion, um die Einhaltung der strengen Auflagen zu kontrollieren. „Landesweit sind bei uns 8 000 Halter oder Züchter exotischer Tiere gemeldet, die streng geschützt sind - mit drei Mitarbeitern ist es kaum möglich, alle jährlich zu überprüfen“, erzählt Petra Dornbusch, vom sogenannten Cites-Büro in Steckby, das die Einhaltung des Washingtoner Artenschutzabkommens kontrolliert. Ihr arbeiten die Landkreise alle Daten zu. Zudem setzt das Büro auf die Kooperation der Halter von Brillenkaimanen, Landschildkröten oder Hellroten Aras. Denn die müssen ihre Tierbestände und die entsprechenden Herkunftsnachweise regelmäßig melden.
Die Nachweispflicht ergibt sich aus dem Besitz- und Vermarktungsverbot bestimmter Tierarten, erklärt Dornbusch. Jedes Exemplar muss nachweisbar aus einer legalen Züchtung und nicht etwa aus der freien Natur stammen. „Vögel müssen deshalb einen geschlossenen Ring tragen“, sagt die Expertin, die vor lebenden Souvenirs aus dem Urlaub warnt. „Lassen Sie sich bloß keine Schildkröten aufschwatzen“, sagt sie. Mit diesen würden Händler zum Beispiel in Slowenien leichtfertig Geld machen. „Abhängig von der Tierart wird der Besitz als Ordnungswidrigkeit oder sogar Straftat behandelt.“ Im Saalekreis sind 750 Halter geschützter Tiere registriert. Die wenigsten besitzen Reptilien oder Schlangen. 260 sind Papageienhalter, die Mehrheit - nämlich 350 - begeistert sich für Schildkröten, wie Dornbusch sagt. Einer von ihnen lebt in Bennstedt. Seit seiner Jugend ist er von Schildkröten fasziniert. In einem ausgebauten Kellerraum hält und züchtet er rund 150 Land- und Sumpfschildkröten. „Wenn man sich beliest, ist die Haltung eigentlich einfach“, sagt der Züchter, der anonym bleiben will. Viele fürchten nämlich Einbrecher, die es auf die Tiere abgesehen haben. Zu einer Auflage gehört bei ihm, jährlich Fotos seiner Tiere einzureichen. „Bei den kleinen Schildkröten sind Chips eine schwierige Sache“, sagt er. „Bei den Landschildkröten unter zehn Jahren verlangt man deshalb ein Foto von der Zeichnung des Bauchpanzers.“
Sollte es etwa bei Einhaltung solcher Auflagen zu Problemen kommen, greift das Cites-Büro ein. „Wir setzen den Besitzern erst eine Frist, passiert dann nichts, muss das Tier eingezogen oder beschlagnahmt werden“, erklärt Dornbusch. Im vergangenen Jahr sei dies immerhin 43 Mal der Fall gewesen.