Ringen um einen Schatz
Bad Dürrenberg/MZ. - Zusammen mit Felix Eckert, Birgit Elste, Eberhard Richter und Jürgen Vorbrodt hat der promovierte Chemiker 1300 Stunden Freizeit an eine Studie gehängt, die sich mit Verwertungsmöglichkeiten der Sole beschäftigt. Zudem deckte die analytische Arbeit der Gruppe die Ursachen für die seit einigen Jahren auftretende Braunfärbung des Gradierwerkes auf.
Hoher Eisengehalt
Letzteres ist auf den hohen Eisen- und Karbonatgehalt der aus der 1999 gesetzten Bohrung geförderten Sole zurückzuführen. "Im Borlachschacht, der einen großen Durchmesser hat, entspannte sich die Sole noch vor der Förderung", erklärt Eckhardt. Das heißt, die chemischen Elemente und Verbindungen setzen sich dort ab. Seit Sole aus der neuen Bohrung über die Gradierwerke geleitet wird, setzte sich erst dort das Eisen ab und führt zu der Braunfärbung.
Außerdem entwickelt sich durch chemische Prozesse der Nährboden für Bakterien und Algen. Ergebnis - die Luft am Gradierwerk riecht weniger nach dem Salz, unangenehme Gerüche machen sich breit. Die normalerweise entstehende Schutzwirkung für Holz und Schwarzdorn wird eingeschränkt, die Haltbarkeit also beeinträchtigt.
Dem will man nun in Bad Dürrenberg als erstes begegnen. Wie der Leiter der Stadtwirtschaft Jörg Höhne sagt, werde seit einigen Wochen wieder Sole aus dem Borlachschacht auf die Gradierwerke geleitet. Und für die gerade eröffnete Kaltinhalierhalle gelte dasselbe.
Langfristig könnte für die Sole aus der neuen Bohrung eine Enteisenungsanlage Abhilfe schaffen. Doch deren Kosten werden mit 130 000 Euro veranschlagt. Zu teuer für die Stadt. Um andererseits das salzhaltige Wasser auch vermarkten zu können, wäre sie jedoch Voraussetzung.
Denn gerade auf die Vermarktung der Sole hebt auch die ehrenamtliche Arbeitsgruppe ab. Sie schlägt die Bildung eines Eigenbetriebs der Stadt vor, der Soleprodukte herstellen und vertreiben könnte. Auch die Nutzung der Sole im Winterdienst sei vorstellbar.
Doch in Sachen Eigenbetrieb sieht Bürgermeister Jürgen Elste (FDP) große Probleme. Er befürchtet, dass dadurch die Stadtkasse nicht entlastet, sondern belastet würde. Dennoch lässt er derzeit Ordnungsamtsleiterin Kathrin Reichardt die rechtlichen Möglichkeiten prüfen. Die Skepsis in der Stadtverwaltung wird vor allem auch dadurch genährt, dass ein privater Investor für einen Soleverwertungsbetrieb nicht in Sicht ist. Mit der Essig und Senf GmbH Halle habe man schon Gespräche geführt, die aber zu keinem Ergebnis führten, sagt Elste.
Höhere Konzentration
So bleibt vorerst nur, mit dem mehrmaligen Umlauf über die Gradierwerke, die Salzkonzentration der Sole zu erhöhen. Die kommt mit zehn Prozent Salz aus dem Borlachschacht und mit acht Prozent aus der neuen Bohrung. Erstrebenswert, so Höhne, wäre ein Salzgehalt von 25 bis 26 Prozent, um sie zum Beispiel im Winterdienst effizient einzusetzen. Allerdings nur 15 bis 16 Prozent hält er für ein realistisches Ergebnis.
Auf jeden Fall will man an den Ergebnissen der Arbeitsgruppe dran bleiben. Sie habe wertvolle Erkenntnisse geliefert, sagt Elste. Ein Stadtratsbeschluss legt die weiteren Schritte fest. Unter anderem die Bildung eines Betriebes für die Soleverwertung Anfang kommenden Jahres. Vorausgesetzt, man kommt zu dem Schluss, dass es rechtlich funktioniert und die Sache wirtschaftlich zu betreiben ist.