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Sexualisierte Gewalt gegen Kinder Präventionsprogramm der Theaterpädagogischen Werkstatt zu Gast in Merseburger Grundschule „Otto-Lilienthal“

Von Jakob Milzner 14.07.2021, 11:30
Das hüpfende Klassenzimmer.
Das hüpfende Klassenzimmer. Foto: Jakob Milzner

Merseburg/MZ - Die ganze Gruppe schüttelt sich. Sie springen umher, die rund 20 Mädchen und Jungen, hüpfen auf und ab, werfen die Arme nach oben, rechts und links. Nur still steht keins der Kinder - und auch die beiden Erwachsenen nicht, die vorn im Klassenraum springen und sich ebenfalls schütteln, dort, wo an normalen Tagen die Lehrkraft den Unterricht gestaltet.

Präventionsprogramm der Theaterpädagogischen Werkstatt zu Gast in Merseburger Grundschule „Otto-Lilienthal“

Aber dies ist kein normaler Tag, denn die Kinder der dritten und vierten Klasse der Merseburger Grundschule „Otto-Lilienthal“ haben Besuch. Katrin Büchner und Andreas Richter bilden eins von mehr als 75 Spielpaaren, die deutschlandweit an Schulen kommen und dort ein Präventionsprogramm der Theaterpädagogischen Werkstatt umsetzen, welches sich gegen sexualisierte Gewalt an Kindern richtet. Warum aber hüpfen sie?

Theaterpädagogin Büchner muss selbst lachen, als sie den Sinn dieser Übung erklärt. „Das ist daraus entstanden, dass manche Kinder anfangs ein bisschen unruhig sind. Darum habe ich das eingeführt, einfach um diese Spannungen abzubauen.“ Erdacht wurde das Programm mit dem Titel „Mein Körper gehört mir!“, um Kinder für sexualisierte Gewalt, für Belästigung und Missbrauch zu sensibilisieren und sie gegen unangenehme Situationen zu wappnen, indem Spielpaare wie Büchner und Richter ihnen spielerisch vermitteln, was sie tun können, um Hilfe zu bekommen oder sich selbst zu helfen.

„Wir erklären den Kindern, was das ist. Für manche wird daraus erst klar, dass nicht ok ist, was abläuft“

Doch zunächst gilt es zu klären, welche Situationen eigentlich okay sind und ab wann es sich um Belästigung handelt. Dafür haben die Macher des Theaterpädagogischen Programms eine einfache Antwort gefunden: Es gibt „Ja-Gefühle“ und „Nein-Gefühle“, lernen die Kinder. „Wir wollen den Kindern zeigen, dass sie ein Recht auf den eigenen Körper haben. Ein Nein-Gefühl ist es zum Beispiel, wenn man ungewollt umarmt wird“, erläutert Katrin Büchner. Zudem gehöre es zu diesem Teil des Programms, den Kindern klar zu machen, dass sie selbst nie die Schuld tragen an Situationen, die ihnen unangenehm sind.

Denn oft geschehe genau das - die Kinder würden die Schuld daran bei sich sehen. Erst danach gehe es dann um den Begriff „Sexueller Missbrauch“. „Wir erklären den Kindern, was das ist. Für manche wird daraus erst klar, dass nicht ok ist, was abläuft.“ Schamgefühle seitens der Kinder seien bei dem Programm kein Problem. „Im Normalfall kichern die ein bisschen herum und das ist ja nicht schlimm, die können da ruhig kichern. Ich glaube, dass viele Erwachsene bei dem Thema größere Schwierigkeiten haben als die Kinder selbst.“