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Pannenhilfe Pannenhilfe vom ADAC: Stress für Gelbe Engel zum Ferienende

Von Michael Bertram 31.07.2016, 14:35
Auch auf einem Supermarkt-Parkplatz in Weißenfels bereitet ein liegen gebliebenes Fahrzeug Probleme.
Auch auf einem Supermarkt-Parkplatz in Weißenfels bereitet ein liegen gebliebenes Fahrzeug Probleme. Michael Bertram

Merseburg - „Hach, ich würde Sie jetzt am liebsten umarmen“, sagt Gerda Barth und klatscht vor Freude in die Hände. Dann sieht die 73-Jährige von der Kuschelei mit ihrem Pannenhelfer auf einer Landstraße mitten im Nirgendwo aber doch ab und schüttelt Michael Hribal stattdessen nur freudig die Hände.

Der musste kurz nach Beginn seiner achtstündigen Schicht für den ADAC gar nicht viel tun, um das Auto der Seniorin wieder flott zu kriegen. „Sie müssen regelmäßig den Ölstand kontrollieren“, ruft er der Leipzigerin zu, während er zwei Flaschen des Schmierstoffs in den Motor ihres Opels kippt. Wenig später kann Gerda Barth weiterfahren - nach Weimar zu einer Goldenen Hochzeit.

Pannenhelfer mit großem Zuständigkeitsbereich

Auch Michael Hribal springt wieder in sein knallgelbes ADAC-Fahrzeug und meldet sich auf einem Bordcomputer einsatzbereit. Bis zu 500 Kilometer legt der Pannenhelfer pro Schicht zurück - allein sein Einsatzgebiet reicht von Merseburg über Weißenfels bis nach Freyburg und Teile Westsachsens, wie er sagt.

Beackert wird der gesamte Bereich von Dessau bis Landessüden von 18 Mitarbeitern, die sich in vier Bereiche reinteilen. Vor allem entlang der A9 hat Hribal zum Ferienende viel zu tun. „Wenn man in der Rückreisezeit einen Einsatz auf dem Rasthof Osterfeld hat, kommt man nur schwer wieder weg, weil weitere Autofahrer um Rat fragen, die seltsame Geräusche gehört haben wollen“, erzählt der 52-Jährige und lacht.

Bei Wind und Wetter ist die Pannenhilfe unterwegs

Seit 26 Jahren ist der Hohenmölsener nun schon auf den Straßen unterwegs, um gestrandeten Autofahrern zu helfen. „Ich bin gelernter KfZ-Mechaniker und habe mich noch zu DDR-Zeiten für die Pannenhilfe beworben“, sagt er.

Er liebt es, praktisch sein eigener Chef zu sein und im Gegensatz zur Arbeit in einer Werkstatt deutlich mehr zu sehen - auch wenn er dabei meist einsam seine Runden dreht. „Grippe und sowas kenne ich gar nicht, weil ich bei Wind und Wetter draußen bin“, zählt er einen weiteren Vorteil auf.

Fahrer werden per GPS überwacht

Wer mit einer Panne liegen bleibt und den ADAC um Hilfe ruft, der landet nicht bei Hribal selbst, sondern in einer Telefonzentrale in Halle oder Berlin. Dort nehmen Mitarbeiter die wichtigsten Fakten auf und reichen den Fall an einen Disponenten weiter.

Jedes Jahr aufs Neue veröffentlicht der ADAC für die einzelnen Fahrzeugklassen die Pannenstatistik. So auch für das Jahr 2015. Bei den Kleinwagen schnitt der Mitsubishi Colt am besten ab, am schlechtesten der Fia Punto. In der Mittelklasse wusste der Toyota Auris zu überzeugen, der Citroen Berlingo und der Peugeot 308 eher weniger. In der Mittelklasse gab es die wenigsten Probleme bei Modellen von Audi, BMW und Mercedes, die sich als sehr pannensicher erwiesen. Probleme hatten vermehr Opel Insignia sowie Ford Mondeo. In der Oberen Mittelklasse (Audi A6, BMW 5er) sind Pannen eher selten, wie es hieß.

Der wiederum hat mehrere Fahrer unter seiner Regie. Da der Disponent per GPS stets genau sehen kann, wo sich die Pannenhelfer gerade aufhalten, kann er die Hilferufe dem Kollegen zuordnen, der gerade am nächsten dran ist.

Nähe ist jedoch relativ, wie der nächste Einsatz für Hribal zeigt. Von der Landstraße bei Markranstädt geht es nach Merseburg. Auf dem kleinen Bildschirm im Auto steht „SNA“ - springt nicht an.

Gelbe Engel machen verschiedene Fehlerursachen aus

Eigentlich wollte der Merseburger Mario John zu seinem Anwalt, doch dann machte die Batterie seines Wagens schlapp. Hribal kann auch dieses Mal helfen. Aus einem Schubfach seines bis unter die Decke beladenen Einsatzfahrzeugs zieht er eine von vielen vorrätigen Batterien.

Seit fünf Jahren bietet der ADAC diesen Service an - mit großem Zuspruch. „Nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer sind Batterien ein großes Problem, denn die vertragen auch Hitze nicht so gut“, erklärt er.

Heute, so beklagt es der „Gelbe Engel“, halten die Autos generell nicht mehr so lange wie früher. „Allein durch die Elektronik gibt es vielmehr Fehlerquellen.“ So sei die Motorelektronik eine der Hauptursachen für Einsätze, auch defekte Zündspulen stehen ganz oben.

Gelbe Engel als Seelsorger

Bei den bis zu 24.000 Pannenhilfen im Jahr, die vom ADAC nur in der Region gezählt werden, ist so ziemlich alles dabei. „Das reicht vom Batteriewechsel bei einem Ferrari bis hin zu Betrunkenen, die uns um Hilfe bitten“, erzählt Hribal.

Manche, so der Pannenhelfer, könnten ihr Auto nach einer Bastelaktion aber auch nicht mehr zusammenbauen. Andere wiederum bestellen sich im Internet Einzelteile und wollen die dann eingebaut haben. Zu Herzen gehen Hribal hingegen ältere ADAC-Mitglieder die ihn anfordern, weil sie nur mal mit jemandem reden wollen.

Kurios auch, dass Hribal einmal mit seinem eigenen Pannenfahrzeug liegen geblieben ist. „Motorschaden bei 450.000 Kilometern“, sagt er. Natürlich bat er den ADAC um Hilfe. „Und die Kollegen waren schnell da“, erzählt er mit einem Lachen und bricht wieder auf. Nach Freyburg. Dort ist bei jemandem nur ein Blinker defekt.

(mz)

Pannenhelfer Michael Hribal baut für den Merseburger Mario John eine neue Batterie ein. Das Auto war zuvor nicht mehr angesprungen.
Pannenhelfer Michael Hribal baut für den Merseburger Mario John eine neue Batterie ein. Das Auto war zuvor nicht mehr angesprungen.
Bertram
Ist eine Pannenhilfe abgehakt, meldet sich der 52-Jährige bei der Zentrale wieder einsatzbereit. Lange Pausen gibt es nicht.
Ist eine Pannenhilfe abgehakt, meldet sich der 52-Jährige bei der Zentrale wieder einsatzbereit. Lange Pausen gibt es nicht.
Bertram
Der Gelbe Engel ist auch auf Landstraßen im Einsatz.
Der Gelbe Engel ist auch auf Landstraßen im Einsatz.
Bertram
Bei einem Motor fehlte lediglich etwas Öl, das Hribal dabei hat.
Bei einem Motor fehlte lediglich etwas Öl, das Hribal dabei hat.
Michael Bertram