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Orgeltage Orgeltage: Corinna Harfouch liest im Schlossgarten

Von Undine Freyberg 17.09.2013, 21:14

Merseburg/MZ - Interviews sind ganz und gar nicht ihre Leidenschaft. Private Themen sind tabu, es sei denn, es rutscht ihr versehentlich mal etwas heraus. Schauspielerin Corinna Harfouch möchte so wenig wie möglich über sich preisgeben.

Dann doch noch so etwas wie Entspannung, als wir auf das Programm des gestrigen Abends zu sprechen kommen. Mit Altistin Britta Schwarz und dem Lautenisten Stefan Maass verbinde sie eine lange und tiefe Freundschaft. „Wir hatten schon immer vor, mal etwas gemeinsam zu machen, und dann sind wir auf dieses wunderbare Buch gestoßen“, lächelt die 58-Jährige.

„Das ist einzigartig

Gemeint ist das Werk von Christine Wunnicke, die mit „Die Nachtigall des Zaren“ - einer Biographie mit Übersetzungen - einen Schatz ans Licht gehoben hat, nämlich die Erinnerungen des Kastraten Filippo Balatri - geboren 1682 in Pisa, gestorben 1756 in Fürstenfeldbruck. „Das ist einzigartig. Sicher haben schon manche über das Leben von Kastraten geschrieben, aber nie hat einer selbst seine Erlebnisse aufgeschrieben“, schwärmt sie von den Aufzeichnungen, die einst fast 5 000 handschriftliche Seiten füllten und mit Musik von Händel, Purcell und Vivaldi den Merseburgern im Rahmen der Orgeltage gestern einen wundervollen Abend bescherten. „Balatri ist unterhaltsam und hat einen göttlichen Humor.“ Harfouch liebt besonders die Passagen, als der 17-jährige Kastrat - soeben an Zar Peter den Großen verschenkt - auf dem Weg nach Russland ist. „Und dieser Junge, dieses völlig unverbildete Kind schrieb einfach auf, was es sah und erlebte.“

Die gebürtige Thüringerin, die aus unzähligen Filmen („Vera Brühne“, „Die Unsichtbare“, „Der Untergang“, „Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen“) bekannt ist und vom Deutschen Fernsehpreis bis zur Goldenen Kamera als beste Schauspielerin fast jeden Preis bekommen hat, war in erster Ehe mit dem syrischen Informatiker Nabil Harfouch verheiratet. Mit ihm hat sie eine gemeinsame Tochter. Ihr zweites Kind bekam sie mit dem Musiker Stefan Maass. Von 1985 bis 2007 war sie mit dem Schauspielkollegen Michael Gwisdek verheiratet. Mit ihm hat sie die Söhne Johannes (Komponist) und Robert (Schauspieler).

Derzeit im Züricher Theater zu sehen

Heute lebt sie mit dem Schauspieler Wolfgang Krause Zwieback zusammen. Ob sie den schönsten Beruf der Welt habe? „Das glaube ich eigentlich nicht“, meint sie nach einem Zögern. Aber sie sei in einer sehr privilegierten Situation. Sie könne es sich tatsächlich erlauben, Angebote abzulehnen. „Und ich lehne tatsächlich viel mehr ab, als ich annehme.“ Sie sei froh, dass sie den Termin in Merseburg hinbekommen habe, meint Corinna Harfouch, die derzeit in Zürich Theater spielt und für die Premiere von Dürrenmatts „Die Physiker“ probt. Sie sei schon mal in der Domstadt gewesen. „Aber das war wohl noch zu DDR-Zeiten. Damals kam mir die Stadt irgendwie sehr traurig vor“, erinnert sie sich. Ob die Stadt die Chance bekam, diesen Eindruck auszubügeln? Wohl kaum, denn Corinna Harfouch musste schnell sein. Nach ihrer Lesung im Schlossgartensalon ging es nach Leipzig. Heute um 11 Uhr ist schon wieder Probe in Zürich.