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Ohne Knigge geht es nicht

Von Diana Dünschel 19.01.2006, 15:51

Mücheln/MZ. - Deshalb sind die jungen Damen ja auch zur Tanzschule von Peter Schulze gekommen. Und das nicht allein. Mehrere Dutzend Interessenten wollen dieses Mal lernen, wie man perfekt übers Parkett schwebt. Geübt haben es die Mädchen allenfalls mit ihrer Freundin. Doch nun bekommen sie etwas Lampenfieber. Alles ist ungewohnt im großen Saal. Ihnen gegenüber sitzen die Jungen. Man beäugt sich. Wer wird wohl gleich mit wem die ersten Schritte lernen? Sandra, Julia, Madlen und Gina wollten das lieber nicht dem Zufall überlassen und haben sich mit den Jungs aus ihrer Klasse vorher abgesprochen.

Doch vor der Musik kommen Benimmregeln. Peter Schulze, ausgebildeter Tanzlehrer und seit 25 Jahren Inhaber der Tanzschule, bringt den Teenagern auf humorvolle Art und Weise ein bisschen Knigge bei. Turnschuhe mag der 57-Jährige während seines Unterrichts genau so wenig wie Kaugummi im Mund oder klingelnde Handys. Dafür weiß er genau die richtigen Worte, um auch die letzten Zweifler zu motivieren: "Rhythmus hat jeder", sagt der Müchelner und - zu den Herren gewandt: "Wer tanzen kann, hat Glück bei den Frauen!"

Nach dem ersten Tag des Tanzkurses haben sich seine Schüler zumindest schon am Disko-Fox versucht. Acht weitere Tänze werden folgen, bis Ende April der Abschlussball auf dem Programm steht. Dazwischen lädt Peter Schulze zum Tanztee. Dann kann das Erlernte noch mal aufgefrischt werden. Ein Angebot, dass die jungen Leute gern annehmen.

Manche werden regelrecht süchtig. So wie der 18-jährige Sebastian aus Mücheln, der seit fünf Jahren immer wieder zu den Kursen kommt. Bleibt ein Mädchen ohne Begleitung, springt der Gymnasiast als "Reservist" in die Bresche. 28 Abschlussbälle hat er auf diese Weise schon erlebt. Doch heute hat Sebastian kein Glück. Es sind genügend Jungen da.

"Tanzen kommt nie aus der Mode. Das gehört zum guten Ton", ist Peter Schulze davon überzeugt, dass seine Kurse auch in einigen Jahren noch auf Resonanz stoßen. Nein, ein Fan von Disco oder gar Techno ist er nicht. Da soll es lieber ein Wiener Walzer sein, wie ihn schon seine Mutter unterrichtete, die die Schule vor 60 Jahren gründete.

Zu seinen Kunden gehören Jugendliche wie Erwachsene auch über die Kreisgrenzen hinaus. So pflegt der Müchelner seit Jahren gute Beziehungen nach Schulpforta oder Laucha. Manchmal wird er auch von Paaren für Crash-Kurse vor der Hochzeitsfeier gebucht. Und seine Tanzabende einmal monatlich laufen so gut, dass Werbung fast nicht mehr nötig ist.