1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Bevorstehende Bauarbeiten: Neumarktkirche in Merseburg: Figurengruppe zieht in den Dom

Bevorstehende Bauarbeiten Neumarktkirche in Merseburg: Figurengruppe zieht in den Dom

Von Undine Freyberg 20.05.2016, 15:00
Martin Eberle ( l.) und Dieter M. Weidenbach brachten die Figurengruppe in den Dom.
Martin Eberle ( l.) und Dieter M. Weidenbach brachten die Figurengruppe in den Dom. Peter Wölk

Merseburg - „Die Ottonen waren immer Wander-Kaiser. Die hatten ja ihre Pfalzen. Und jetzt wird die Tradition einfach fortgesetzt“, scherzt Künstler Dieter M. Weidenbach. Er war extra aus Weimar angereist, um seiner Ottonengruppe aus sieben Figuren bei der aktuellen Reise behilflich zu sein. Denn die Figuren müssen umziehen, weil in der Neumarktkirche demnächst Bauarbeiten anstehen.

Der Grund: Die Kirche hat beim Hochwasser von 2013 erneut sehr viel Feuchtigkeit abbekommen - im Kirchenraum stand das Wasser etwa 30 Zentimeter hoch - , was der Bausubstanz extrem zugesetzt hat. Wann genau die Arbeiten beginnen werden, stehe derzeit noch nicht fest, sagte Dompfarrer Martin Eberle.

In jedem Falle muss der Feuchtigkeit im Mauerwerk und in der Luft zu Leibe gerückt werden. Im Augenblick sind sich die Experten aber noch nicht ganz darüber einig, wie man die ganze Sache anpacken will. „Aus meiner Sicht kann man das Übel nur wirklich beseitigen, wenn man die Kirchenwände außen freilegt, und das wird auch im Augenblick so diskutiert“, äußerte Historiker Peter Ramm gegenüber der MZ. Dazu müsste am rückwertigen Teil der Kirche das Gelände in Richtung Friedhof etwas abgesenkt werden. Auf der Seite der Kirche, die der Straße zugewandt ist, müsste die Wand des Mittelschiffs von außen freigelegt werden. „Denn die Kirchenwände stoßen derzeit immer auf kaltes Erdreich, dadurch entsteht in der Kirche Kondenswasser, und so geht das immer weiter.“

Wenn die Bauarbeiten beginnen, ist die Neumarktkirche nicht mehr zu besichtigen. Das traditionelle Benefizkonzert von Cantiamo, das wieder am Schlossfestsonntag stattfindet, ist bereits in die Stadtkirche verlegt worden.

Rückzug nach Abschluss der Bauarbeiten

Am Donnerstag sind die Figuren der Ottonengruppe nun in den Dom umgezogen. Dafür hatte Pfarrer Martin Eberle die Kindersitze aus seinem Auto ausgebaut, um Platz zu schaffen für die teuren Tonfiguren. In zwei Fuhren wurden die sorgsam verpackten Plastiken auf den Domberg gebracht und dort von Eberle und Dieter M. Weidenbach im Kreuzgang des Domes aufgestellt.

Sind die Arbeiten in der Neumarktkirche beendet, können Otto I. und seine Frau Edgith ebenso in die Neumarktkirche zurückkehren wie Otto II. nebst Gattin Theophano, Otto III., der jüdische Berater Kalonymus und der Erzengel Michael.

In der Domstadt sind die Figuren seit 2008 eine Attraktion bei Stadtführungen. Die meisten der Plastiken sind derzeit Dauerleihgaben des Künstlers, der sich vor drei Jahren entschlossen hatte, die Gruppe an diesem würdigen Standort in Merseburg zu belassen.

Das evangelische Kirchspiel hatte die Plastik des Erzengels für 6 000 Euro gekauft. Jetzt konnte auch die Figur Ottos I. bezahlt werden. Insgesamt 9 000 Euro haben der Merseburger Altstadtverein, und die privaten Spender Ingelore Wittmund und Gerd Scheele in den vergangenen Jahren aufgebracht. Auch SPD-Stadtrat Marcus Turré hat etwas dazugegeben („Nicht der Rede wert, aber wo ich doch schon Namensschildpate vom Ottoweg bin, musste das doch sein“, lächelte Turré.). Die Spender haben Otto I. allerdings nicht für sich selbst erworben, sondern schenken ihn dem Kirchspiel. Pfarrer Eberle dankte für das intensive Engagement. Und auch der Altstadtverein dankte - und zwar seinen Spendern. Gerd Scheele wurde zum Ehrenmitglied ernannt. „Und da es mich und meine Frau nur im Doppelpack gibt, bin ich quasi nur stellvertretend für uns beide Ehrenmitglied“, lächelt Scheele. (mz)

Auch der für viele tausend Euro eingebaute Lift in der Neumarktkirche ist seit dem Hochwasser defekt und muss repariert werden.
Auch der für viele tausend Euro eingebaute Lift in der Neumarktkirche ist seit dem Hochwasser defekt und muss repariert werden.
Peter Wölk