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Neuer Name für Straße gesucht Neuer Name für Straße gesucht: Wer folgt auf Günther Adolphi?

Von Michael Bertram 30.01.2019, 07:45
Der Rektor der Hochschule Merseburg, Jörg Kirbs, hätte gern einen Namen mit Hochschulbezug, sollte die Günther-Adolphi-Straße entwidmet werden.
Der Rektor der Hochschule Merseburg, Jörg Kirbs, hätte gern einen Namen mit Hochschulbezug, sollte die Günther-Adolphi-Straße entwidmet werden. Peter Wölk

Merseburg - Das Gutachten des renommierten NS-Experten Stefan Hördler lässt kaum noch Zweifel: Der anerkannte Verfahrenstechniker Günther Adolphi (1902-1982) hat während der Nazizeit als Oberingenieur in einem Werk in Auschwitz-Monowitz menschliches Leid vermutlich nicht nur miterlebt, sondern durchaus auch mitgetragen. Die Details seines Berichts, die Hördler in dieser Woche an der Hochschule vorstellte, werden wohl zu einer baldigen Umbenennung der Zufahrtsstraße, die seit Ende 2014 den Namen Adolphis trägt, führen. Doch welchen neuen Namen könnte die Straße dann erhalten?

Haben Sie einen Vorschlag, nach wem die aktuelle Günther-Adolphi-Straße an der Merseburger Hochschule künftig benannt werden sollte? Dann schreiben Sie uns doch ihre Idee mit einer kurzen Begründung. Schicken Sie uns Ihre E-Mail mit dem Betreff „Hochschule“ an die folgende E-Mail-Adresse: [email protected]

Im Frühjahr des vergangenen Jahres hatte sich der Stadtrat dieser Frage bereits angenommen. Der Bauausschuss plädierte dafür, die bisherige Adolphi-Straße in „Hochschulstraße“ umzubenennen. Für Jubel sorgte dieser Vorschlag nicht, galt er vielen nach den jüngsten Erfahrungen doch nicht nur als mut-, sondern auch ideenlos. Am Ende gab es dazu aber ohnehin keinen Beschluss. Die Räte wollten keine Umwidmung, ohne das Gutachten Hördlers genauer zu kennen.

Günther-Adolphi-Straße Merseburg: Vorschläge, wie die Straße doch künftig heißen könnte

Am Rande der Präsentation des Gutachtens gab es allerdings weitere Vorschläge, wie die Straße doch künftig heißen könnte. Rektor Jörg Kirbs hatte klargestellt, dass der Name schon einen Bezug zur Hochschule aufweisen sollte. Theoretisch dürfte der Vorschlag, die Straße nach Carl Schorlemmer zu benennen, beim Rektor also auf keine große Ablehnung stoßen.

Zum einen, weil Schorlemmer (1834-1892) ein deutscher Chemiker war und damit direkten Bezug zu aktuellen Studiengängen an der Merseburger Hochschule aufweist. Zum anderen, weil die Hochschule selbst bereits diesen Namen trug. Auf Beschluss des DDR-Ministerrats war der Namenszusatz 1964 zum zehnjährigen Bestehen der damaligen Technischen Hochschule verliehen worden.

Rektor der Hochschule Merseburg sichtlich gezeichnet, von der langjährigen Debatte um die Adolphi-Widmung

Noch sichtlich gezeichnet, von der langjährigen Debatte um die Adolphi-Widmung, wiegelte Kirbs am Mittwoch allerdings erstmal ab. „Wir haben aus der Adolphi-Geschichte gelernt“, räumte er ein. „Bevor wir uns für den Namen Schorlemmer entscheiden, will ich wissen, welche Leiche der womöglich im Keller liegen hat“, meinte Kirbs.

Weil der direkte Bezug zur Hochschule fehlt, hatte auch ein weiterer Vorschlag keine wirkliche Chance bei ihm: Die Studenten, die sich intensiv mit Adolphis Biografie auseinandergesetzt hatten, haben einen potenziellen Namensgeber im Auge: Walter Baumann. Dieser war ab 1928 Chemiker in den Buna-Werken, hatte allerdings jüdische Vorfahren. 1938 wurde er deshalb entlassen. Um den Nazis zu entkommen, beantragte er eine Arbeitsgenehmigung in den USA. Die positive Antwort wurde von der Gestapo abgefangen. Statt ins Exil ging es für Walter Baumann in ein Konzentrationslager, wo er im März 1940 ermordet wurde. (mz)