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Mit einem eingestrichenen G Neue Friedensglocke des Merseburger Doms feiert ihre Klangpremiere zum Reformationstag

Die Anfang des Monats während eines Festes geweihte neue Glocke des Doms feiert am Sonntag Klangpremiere. Wie oft sie künftig zu hören sein wird.

Von Undine Freyberg 28.10.2021, 16:30
Die neue Glocke des Merseburger Doms, bevor sie per Kran  in den Glockenstuhl gebracht wurde.
Die neue Glocke des Merseburger Doms, bevor sie per Kran in den Glockenstuhl gebracht wurde. Foto: undine Freyberg

Merseburg/MZ - Mittlerweile ist sie dort, wo sie hingehört. Die neue Glocke des Merseburger Doms ist im Glockenstuhl angekommen. Am Sonntag, dem Reformationstag, wird sie erstmals erklingen.

Harmonie: Ton der Glocke ist das eingestrichene G.

Wie Stiftungsdirektor Holger Kunde gegenüber der MZ erklärte, bekommt die Glocke an diesem Tag zunächst einen Soloauftritt. Domkantor Stefan Mücksch erklärt, wie das ablaufen wird. „Zu Beginn des Gottesdienstes am Sonntag um 10 Uhr wollen wir auf dem Domplatz auf das erste Läuten der neuen Glocke hören. Unter dem Festgeläut ziehen wir dann in den Dom ein, und der Gottesdienst wird fortgesetzt“, so Mücksch.

Der Ton der Glocke ist das eingestrichene G. Der Ton wurde so gewählt, dass sie sich harmonisch zu den beiden Großglocken des Merseburger Doms, der „Benedicta“ und der „Clinsa“, fügt. Als Vorbild diente die Glocke Maria aus der Wenzelskirche in Naumburg, die 1518 von dem Freiberger Gießer Martin Hilliger gegossen wurde. Im sächsischen Freiberg wurde Ende Juni auch die neue Glocke für Merseburg gegossen. Der Klang dieser Glocke fügt sich besonders gut in die Klänge der vorhandenen Domglocken ein.

Die neue Glocke (im Hintergrund) auf dem Weg in den Glockenstuhl. Dort wird sie künftig dreimal am Tag erklingen.
Die neue Glocke (im Hintergrund) auf dem Weg in den Glockenstuhl. Dort wird sie künftig dreimal am Tag erklingen.
Foto: Vereinigte Domstifter/Falko Matte

Neue Glocke wiegt rund 890 Kilogramm und hat einen Durchmesser von knapp 111 Zentimetern

Die Glocke hat verschiedene Inschriften: „Friede sei dein erst Geläute“, ein Vers aus Schillers „Lied von der Glocke“, ziert sie ebenso wie der Spruch „Leite doch Merseburg, dass es deinem Gebote zu gehorchen stark genug sei“ und „Gloria in excelsis deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis“ (Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade).

Die neue Glocke wiegt rund 890 Kilogramm und hat einen Durchmesser von knapp 111 Zentimetern. Die „Friedensglocke“ ersetzt eine einst namenlose Glocke, die während des 1. Weltkrieges eingeschmolzen worden war. In Zukunft soll sie dreimal am Tag läuten - um 8 Uhr, um 12 Uhr und um 18 Uhr - und so maßgeblich zu einer Entlastung der historischen Glocken des Doms beitragen. „Werktags wird die Glocke als einzige Glocke läuten, am Wochenende können auch mal andere Glocken für ein größeres Geläut mit dazu kommen“, erklärt Lisa Osterburg vom Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Vereinigten Domstifter.

„Friedensglocke“ erklingt im Reformationsgottesdienst die Kantate von Johann Sebastian Bach „Gott der Herr ist Sonn und Schild“

Die bisher acht Läuteglocken sowie die zwei Uhrschlagglocken des Merseburger Doms bilden nach Einschätzung der Domstifter eines der bedeutendsten historischen Geläute in Deutschland. Die Vielzahl an mittelalterlichen Glocken sei in der Region einmalig, heißt es. Doch der ursprüngliche Glockenbestand war einst noch größer: Drei Glocken sind den Wirren der Geschichte zum Opfer gefallen. Eine wurde nun ersetzt. Die größte Glocke des Domgeläuts ist übrigens die „Benedicta“, wie Domstiftsarchivar Markus Cottin erklärt. „Sie wurde um 1300 gegossen und ist 3.000 Kilogramm schwer.“

Am ersten Arbeitstag der „Friedensglocke“ erklingt im Reformationsgottesdienst die Kantate von Johann Sebastian Bach „Gott der Herr ist Sonn und Schild“. Er komponierte sie in Leipzig für das Reformationsfest und führte sie am 31. Oktober 1725 erstmals auf. „Hörner und Pauken beschwören im Barock stets die Aura des Festlich-Fürstlichen oder Priesterlich-Hoheitlichen herauf“, erklärt Domkantor Mücksch. „Und so hat auch Bach dieser Reformationskantate mit einem Bläserchor besonderen Glanz verliehen.“ Es singen und spielen an diesem Tag die Domkantorei Merseburg, Solisten und das Kammerorchester Halle.

31. Oktober, 10 Uhr, Festgottesdienst zum Reformationstag im Merseburger Dom mit Bachkantate