Nach Spendenaufruf Nach Spendenaufruf : Steinmetz erneuert Namen von Kriegsopfern

Querfurt - 24 Namen. Sie stehen für 24 Männer, Frauen und Kinder, die noch kurz vor Kriegsende, an jenem 11. April 1945, in Querfurt bei einem amerikanischen Bombenangriff ums Leben kamen. Seit vielen Jahren wird in der Stadt mit einem großen Gedenkstein an die Getöteten erinnert, aller fünf Jahre findet an ihm eine Kranzniederlegung statt. Nur: Die Namen der Opfer sind auf dem Stein kaum noch zu erkennen. Das soll sich nun ändern.
Rund 1.300 Euro Spenden
Der Stein, 1,70 Meter hoch, 60 Zentimeter breit und rund eine Tonne schwer, liegt inzwischen bei Steinmetzmeister Harald Voigt in der Werkstatt. Nach zwei Spendenaufrufen war das Geld zusammen, um ihn restaurieren zu können. Rund 1.300 Euro haben Querfurter dafür bereitgestellt. Unter den Spendern, sagt Konrad Kühne vom Altertums- und Verkehrsverein, befand sich auch eine Frau, deren Mutter damals unter den Todesopfern war. Der 11. April 1945 ist in den Erinnerungen noch lebendig.
Abschleifen und Nachschlagen
Dem Gedenkstein indes ist der Zahn der Zeit deutlich anzusehen. Vor allem eine Seite zeigt deutliche Verwitterungsspuren. „Offenbar hat sie mehr Regen abgekriegt“, sagt Voigt. Er müsse nun den Stein komplett abschleifen, mit Zement spachteln, um Löcher zu schließen, und die Schriftzüge wieder mit schwarzer Farbe ausstreichen. Zwar sind es „nur Millimeter, die man beim Schleifen herunternimmt“, sagt er.
Sicher ist aber sicher: Mit Wachs und Papier hat er sich einen Abdruck von den Inschriften in Originalgröße angefertigt. Einen Teil der Namen wird er möglicherweise mit Hammer und Meißel nachhauen müssen. Den Sockel des Gedenksteins wird Voigt vor Ort bearbeiten. Vor allem wegen der etwas aufwändigeren Bearbeitung der Schrift konnte das nicht auch beim Stein selbst geschehen. Anfang Juli war der mit Mörtel am Sockel befestigte Stein gelöst und abtransportiert worden.
Auf die Querfurter ist Verlass
Wann er wieder an seinem ursprünglichen Ort aufgestellt wird, ist derzeit noch offen. Voigt schätzt, bis Ende des Monats mit der Restaurierung fertig sein zu können. Die Kritik am Zustand des Steins sei bei der jüngsten Kranzniederlegung zum 70. Jahrestag des Bombenabwurfes im Jahr 2015 aufgekommen, sagt Kühne. Der Verein habe sich verpflichtet, ihn wieder herrichten zu lassen. Spätestens zur nächsten Kranzniederlegung – die wäre 2020 – sollte das Problem geklärt sein. So lange wird man nun wohl aber nicht warten. Kühne ist erfreut, dass die Finanzierung geklappt hat, wenn auch erst im zweiten Anlauf: „Wir können uns auf unsere Querfurter verlassen“, sagt er. Es habe sich um Privatspenden zwischen fünf und 150 Euro gehandelt. Im 74 Mitglieder starken Verein wird nun überlegt, wie man die Namen der Spender öffentlich machen kann – eventuell auf einem Messingschild an der Rückseite des Gedenksteins.
Eine Steinmetzfamilie
Für Harald Voigt ist es nicht der erste und nicht der einzige Auftrag in historischer Angelegenheit. Er hat zum Beispiel auch schon Grabsteine des Querfurter Friedhofes gesäubert und zum Teil restauriert – der älteste datierte um 1400. Derzeit ist er mit Säulen für die Einfassung der Grockstädter Kirchenfenster befasst. Voigt, 59 Jahre alt, stammt aus einer Steinmetzfamilie, betreibt sein Geschäft seit 1987. (mz)
