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MZ-Gespräch mit OB Reinhard Rumprecht MZ-Gespräch mit OB Reinhard Rumprecht: «Schmerzhafte Einschnitte vermeiden»

29.12.2003, 15:57

Merseburg/MZ. - Womit verbindet sich das Jahr 2004 bei Ihnen?

Rumprecht: Da könnte ich sicherlich einiges aufzählen, aber ich will mich auf ein paar Gedanken beschränken. Es sind in erster Linie drei Dinge, an die ich beim Blick auf das kommende Jahr denke. Da sind die Feierlichkeiten 1000 Jahre Bistum, da gibt es am 13. Juni die Kommunalwahlen und ich hoffe natürlich dann auch auf die weitere erfolgreiche Umsetzung des Urban-Programmes.

Die Kommunalwahlen sind ein gutes Stichwort. Das Verhältnis zwischen OB und dem gewählten Stadtrat war in der Vergangenheit ja nicht immer spannungsfrei, um es mal zurückhaltend zu formulieren. Hat man da besondere Wünsche hinsichtlich der Kommunalwahlen?

Rumprecht: Eine Wahl ist kein Wunschkonzert. Der neue Stadtrat sollte das breite politische Spektrum widerspiegeln und aus meiner Sicht in erster Linie Treuhänder der Vorstellungen und Wünsche der Merseburger Bürger sein. Sicher wird nun sofort die Gegenfrage nach den Möglichkeiten kommen, die die Bürger haben, um Vorstellungen einzubringen, Wünsche.

Richtig. Denn man kann es doch drehen und wenden, wie man will. Bürgerfragestunden im Stadtrat und öffentliche Ausschusstagungen finden doch kaum Resonanz.

Rumprecht: Auch das ist sicher richtig. Das bürgerschaftliche Handeln wird in der Tat sträflich vernachlässigt. Aber dass die Möglichkeiten dafür groß sind, will ich nur mal an einem Beispiel verdeutlichen. Als es bei einer Stadtratssitzung um den Hochwasserschutz in Merseburg ging, da brachte Herr Ohme sehr interessante und vor allem konkrete Vorschläge. Sie fließen direkt in unsere Arbeit ein.

Gut, aber das ist doch die Ausnahme.

Rumprecht: Aber sie zeigt, dass es geht. Deswegen appelliere ich auch bei jeder Gelegenheit an die Bürger, sich viel stärker einzubringen.

Womit wir eigentlich schon beim Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr sind. Was hat Sie da am meisten geärgert?

Rumprecht: Dass Bund und Land die Gemeindefinanzen nicht in den Griff bekommen. Was da jetzt in Berlin beschlossen wurde, reicht doch niemals aus. Was Merseburg unmittelbar betrifft, da ärgert mich besonders der Umstand, dass es in Beuna und Geusa keine Bereitschaft zur Eingemeindung nach Merseburg gibt. Es ist mir in den gut zwei Jahren meiner Amtszeit nicht gelungen, das Misstrauen abzubauen, was in zehn Jahren davor aufgebaut wurde. Aber daran müssen wir weiter arbeiten, weil es dazu keine vernünftige Alternative gibt.

Um noch einmal das Thema Kommunalfinanzen aufzugreifen. Wie hoch steht die Kreisstadt "in der Kreide"?

Rumprecht: Im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr sind etwa fünf Millionen Euro nicht gedeckt.

Was bedeutet das für den Bürger?

Rumprecht: Wir werden alles tun, damit es für die Bürger nicht zu schmerzhaften Einschnitten kommt. Wir müssen einfach weiter nach Wegen suchen, um das zu kompensieren. Im Zusammenhang mit der Schwimmhalle beispielsweise muss man über Öffnungszeiten reden. Und wenn dort planmäßig Kassiererinnen ausscheiden, dann werden wir sie durch Kassenautomaten ersetzen. Das spart nicht Millionen, hilft aber, um Millionen zu sparen. Aber ich will hier auch sagen, dass wir bei der Reduzierung von Personal mittlerweile am Ende der Fahnenstange angekommen sind. Mit elf Beschäftigten pro tausend Einwohner haben wir im nächsten Jahr mit die vergleichsweise niedrigste Zahl überhaupt.

Was fällt Ihnen zum Stichwort Kino ein?

Rumprecht: Da ich davon ausgehe, dass das Kino Völkerfreundschaft gemeint ist, eigentlich nur Gutes. Wir werden es im Juni 2005 eröffnen, da bin ich sicher. Die notwendigen Dinge sind auf den Weg gebracht.

Was zur Sitte-Galerie?

Rumprecht: Rechtlich sind ja bekanntlich alle Voraussetzungen geschaffen, um dieses Projekt zu verwirklichen. Es wird bei weitem nicht nur für Merseburg ein Anziehungspunkt. Ich bin schon stolz darauf, dass wir das Lebenswerk von Willi Sitte in unseren Mauern haben werden.

Was beim Stichwort "schwarze Sheriffs"?

Rumprecht: Ich denke, wir sollten zunächst einmal die Videoüberwachung markanter Punkte der Stadt favorisieren. Also beispielsweise Dom- und Schlossbereich, Entenplan, Gotthardstraße. Das hat für 2004 Priorität. Was nicht von Kameras zu erfassen ist, das könnten dann beispielsweise die so genannten schwarzen Sheriffs tun. In jedem Fall müssen wir alles unternehmen, um dem zunehmenden Vandalismus zu begegnen. Ich denke, dass die Bürger unsere Maßnahmen mittragen.

Was beim Stichwort Thietmar-Forum, besonders beim Stichwort Architektur?

Rumprecht: Das Thietmar-Forum hätte sicherlich besser aussehen können, darauf läuft ja wohl die Frage hinaus. Aber es wird von der Bevölkerung angenommen und ist eine Initialzündung für andere Bereiche der Innenstadt, wenn ich da nur an den Markt oder an die Ritterstraße denke.

Die obligatorische Frage zum Schluss: Wie verbringen Sie den Jahreswechsel?

Rumprecht: Wir werden mit Freunden feiern. Später geht es dann traditionell zum Neujahrslauf. Da bin ich ja nicht nur Schirmherr, sondern ich laufe natürlich auch wieder mit. Dazu möchte ich auch alle herzlich einladen.