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Mit Taschenlampe durch alten Turm

Von Regina Retzlaff 12.12.2004, 15:35

Querfurt/MZ. - Doch für die Leser der MZ macht Einecke eine Ausnahme. Er öffnet die Tür zu diesem Bauwerk aus dem frühen 13. Jahrhundert, das in alten Schriften und Chroniken oft auch als Paradiesturm bezeichnet wird. Mit Taschenlampen bewaffnet beginnt die Erkundung, die aus dem Erdgeschoss über eine enge Steintreppe ins nächste Geschoss führt. Hier müssen einst die Damen der Burg am Arkadenfenster gesessen und ins Land geschaut haben. In den Fensternischen findet man heute noch die Einbuchtungen, wo offenbar die Gläser oder Becher abgestellt wurden, die bei der Ausschau ins Land gelehrt wurden.

Hier finden sich auch die Reste eines mittelalterlichen Freskos, die wohl die Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies zeigen. Deshalb hieß der Turm wahrscheinlich auch ursprünglich Paradiesturm. Neben diesen Fresken finden sich im bröckelnden Putz viele Hinweise auf Handwerker und andere Besucher, die sich hier im Laufe der Jahrhunderte verewigt haben.

Die Reste eines Kamins und die Arkadenfenster lassen darauf schließen, dass der Turm einst als Wohnturm diente. Und auch ein luftiges Außenklo, das man an der Ostseite des dritten Obergeschosses erkennen kann, spricht dafür. Immer weiter nach oben führt der Weg. Jetzt sind die Stufen aus Holz. Ebenso wie die Zwischenböden, die eingezogen sind. Eine noch funktionierende Winde zeugt vom Können der Handwerker vergangener Zeiten.

Mit dieser Technik ist wahrscheinlich Korn auf- und abwärts auf die Lagerböden bewegt worden. Etwa 150 Jahre nach den ersten Bauarbeiten wurde der Turm, der etwa 17 Meter hoch war, aufgestockt. Auf die romanischen Geschosse wurden unter Einbeziehung des Zinnenkranzes noch mindestens zwei weitere Geschosse aufgesetzt. Nun misst er 26 Meter ab Fußboden im Erdgeschoss.

Die sind am Ende fast erklommen. Und unter dem Dach stößt der Besucher schließlich auf modernste Technik. "Das ist eine Taubenabwehr. Diese Tiere würden sonst erheblichen Schaden an Dach und Mauerwerk anrichten", erklärt Heiko Einecke, ehe nach einem Blick durch die Fenster auf die Burganlage der Abstieg beginnt.