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Milzau Milzau: Liebe zum Kran hat Enkel erfasst

Von Gerhard Grulke 11.12.2002, 16:26

Milzau/MZ. - Hans-Günther Bröckert hält das nun schon fast zehn Jahre so. Wie er sich selbst um alle Aufträge allein kümmert, so überlässt er auch keinem Anderen die nötige Vorbereitung darauf. Nur sein Enkel Stephan bildet da eine Ausnahme. Er darf ihm zusehen, dann und wann - immer im Rahmen der Möglichkeiten - dem Opa auch mal zu Hand gehen. Die Liebe zu den Kränen, die hat mittlerweile auch den 12-Jährigen gepackt. Und es gibt nichts Schöneres, als dem Opa helfen zu dürfen.

Klar, dass auf die Frage nach dem späteren Beruf die Antwort wie aus der Pistole geschossen kommt: "Natürlich Kranfahrer!". Bröckert arbeitete vor der Wende als Dreher bei der Imo. Führend in Deutschland sei man gewesen, was die Industriemontagen betroffen habe, die Kräne sowieso, kramt er in den Erinnerungen. Als der Milzauer gleich nach der Wende arbeitslos wurde, hatte er für 100 Mark drei alte Imo-Kräne erwerben können.

"Mit alten Kränen hat alles angefangen. Es war mehr oder weniger Schrott. Ich habe aus den dreien einen Kran zusammengebaut, die anderen waren die Ersatzteilspender. Dann ging es los", erinnert er sich an die Zeit vor zehn Jahren. Zuckerfabrik Könnern, Kraftwerk Leipzig, Leuna-Rohrbrücken für Voest-Alpine, dann Bitterfeld und Berlin Karlshorst - er hat alle Hubaufträge angenommen, die sich ihm boten.

Die Hauptsache war dabei immer der Job. Bei dem ihm dann seine Frau in der Buchhaltung half, nachdem die große Entlassungswelle über Buna hinweggerollt und sie als Chemiefacharbeiterin arbeitslos geworden war. Die kleine Halle auf dem Milzauer Firmensitz, wo die Unimog-Zugmaschine und der jetzige 35-Tonnen-Liebherr-Kran stehen, hat er sich selbst gebaut. "Ich kann die Rohrmeter schon längst nicht mehr zählen, die ich mit dem Kran verlegen half, das tollste waren wohl die Vier-Meter-Tunnelröhren in Karlshorst unter der Pferderennbahn entlang", lächelt er.

Auf die Frage nach einem möglichen Partner, kommt die Antwort: "Kann ich mir nicht leisten, eine Arbeitskraft kostet viel Geld", so der 57-Jährige, der von sich sagt, dass er mit 60 noch längst nicht das Handtuch werfen will. Jetzt, wo alles finanziert sei, wo es in den zehn Jahren mittlerweile der fünfte Kran ist, mit dem er zu seinen Kunden fährt.

Den "Imo-Schrott", den haben mittlerweile längst Liebherr-Krane abgelöst. Das Kranbau-Unternehmen möchte er als Partner heute nicht mehr missen. "Wenn irgendetwas ist am Kran, die Service-Leute sind umgehend da. Da brennt nichts an bei mir", lobt Bröckert. Der noch verrät, das er zu Hause, in seiner Wohnung, ganze Vitrinen voller Kranmodelle habe. "Ein Steckenpferd neben dem Job, das braucht halt jeder."