„Ich mache manchmal verrückte Sachen“ Merseburgerin bietet besondere Gastronomie aus dem Bauwagen
Merseburg/MZ - Fehlende Anlegemöglichkeiten, fehlende Gastronomie – diese wesentlichen Baustellen hatten Wassersportler, Bootsbetreiber und Merseburgs Kulturamtschef Martin Wolter kürzlich in der MZ als Hemmnisse für den Wassertourismus in der Domstadt genannt. Wenn am Samstagnachmittag das Projekt „Thietmars Flussreise“ mit seinem Begleitkonvoi unterhalb des Schlosses ankommt, werden diese beiden Probleme wenigstens ein Stück weit gelöst sein – zumindest zeitweise. Das Wasser- und Schifffahrtsamt hat der Stadt schwarze Wasserbausteine zur Verfügung gestellt, aus dem nun ein temporärer Steg errichtet wurde, an dem auch Motorboote festmachen können.
Wichtiger für die Merseburger und die Nutzer des Saaleradweges dürfte allerdings die zweite Neuheit einige Meter weiter oben sein. Dort steht seit dem Wochenende ein bemalter Bauwagen. Er gehört Franziska, genannt Fränze, Köpernik. Sie hat am Sonntag ihre Bar eröffnet. Von freitagnachmittags bis sonntags will sie nun dort den Sommer über Getränke und Snacks anbieten.
„Ich mache manchmal verrückte Sachen“
Zwar habe sie die Sache mit dem Bauwagen schon länger im Kopf gehabt, letztlich sei der Standort am Saaleufer, den ihr die Stadt verpachtet, doch spontan zustande gekommen, „Ich mache manchmal verrückte Sachen, stürze mich ins Leben und gucke, was passiert. Das ist mein erstes Gastroprojekt. Es ist komplettes Neuland“, erklärt die studierte Ökolandwirtin, die hauptberuflich in einem Hort in Halle arbeitet.
Die Bauwagenbar möchte sie nebenberuflich betreiben. Ein Versuch, der zunächst erstmal bis Oktober laufen soll, dann sehe sie weiter: „Ich werde hier nicht die große Kohle machen“, ist die Merseburgerin realistisch. Aber darum gehe es ihr auch nicht, sie wolle helfen, die Stadt zu beleben, ein Angebot für alle Einwohner schaffen. Die Bemalung des Bauwagens, so erzählt sie, sei nicht von ihr. „Er hat vorher an einer Waldorf-Schule in Ostfriesland gestanden.“
„Ich bin nicht die typische Bratwurst- und Pommes-Schranke-Bude“
Die Bar im Inneren hat jedoch sie eingebaut. Ein Kühlschrank steht in der Ecke. Einige Getränkekästen nebenan. Sie wolle auch selbst gemachte Limo, Wein, Bier und „kleinere herzhafte Snacks“ verkaufen. Die sollen möglichst regional und nachhaltig sein: „Ich bin nicht die typische Bratwurst- und Pommes-Schranke-Bude“, sagt Köpernik.
Ihr neuer Nachbar Detlef Furchheim, alias Captain Fu, der das Ausflugsfloß betreibt, ist froh über den Zuwachs am Saaleufer. „Ich freue mich, dass unsere Ecke hier unten belebt wird.“ Er hofft auf Synergieeffekte, denn er selbst hat ja kein gastronomisches Angebot mehr. Zuletzt mussten sich seine Gäste Essen und Getränke selbst mitbringen. Nun können sie sich zumindest an Wochenenden nebenan am Bauwagen etwas holen. Der Großteil der Kundschaft, so prognostiziert er, werde jedoch Radfahrer sein.