Merseburger Prüflabor Merseburger Prüflabor: Der Stromzähler denkt mit

Merseburg - Der intelligente Stromzähler kommuniziert dank eines speziellen Gerätes mit der intelligenten Waschmaschine und lässt sie in der Nacht, wenn der Strom am günstigsten ist, waschen. Der Mieter der Wohnung kann dank intelligenter Technik ständig seinen Stromverbrauch kontrollieren. Ein Szenario, das ab 2017 nach und nach Einzug in deutsche Haushalte halten soll. Im neuen Prüflabor der Hochschule Merseburg ist es seit heute Realität - aber nur unter Testbedingungen.
Untersucht wird dort, wie man die digitale Energiewende umsetzen kann. Denn ab 2017 sollen stufenweise moderne Stromzähler alte ersetzen. In Haushalten mit einem Stromverbrauch über 6.000 Kilowattstunden pro Jahr sollen zudem Kommunikationseinheiten - sogenannte Smart Meter Gateways - eingebaut werden, die die Übermittlung des Stromverbrauchs an den Energieversorger ermöglichen. Etwa 1,3 Millionen Haushalte muss Mitnetz Strom ab 2017 stufenweise mit solchen modernen Zählern - auch Smart Meter genannt - ausstatten. 200.000 Haushalte werden zusätzlich die Kommunikationseinheiten erhalten.
Smart Metering
Damit das sogenannte Smart Metering überhaupt funktioniert, müssen sowohl Geräte als auch die Software aufeinander abgestimmt sein. Und daran wird nun im Prüflabor der Hochschule gearbeitet. „Seit 2012 setzen wir uns mit dem Thema Strom auseinander“, erklärt Uwe Heuert, Professor für Rechnernetze und virtuelle Instrumentierung an der Hochschule. In Zusammenarbeit mit dem Stromnetz-Betreiber Mitnetz Strom wird versucht, die Umstellung so „risikofrei“ wie möglich zu gestalten.
Daher würden Zähler und Gateways von verschiedenen Herstellern auf Stärken, Schwächen sowie ihre Kompatibilität untereinander geprüft. Einzigartig sei, dass man in dem neuen Labor jede Situation simulieren könne, so Oliver Punk, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule und Mitglied des Projektes. „Wir untersuchen, ob die Zähler mit den Gateways richtig zusammenarbeiten und schauen auch auf die Software. Wir suchen nach Fehlerquellen und können Handlungsempfehlungen geben.“
Man könne prüfen wie das System reagiere, wenn plötzlich tausende Zähler gleichzeitig Daten an den Betreiber schicken. „Selbst bei dem Netz der Mitnetz Strom ist in Zukunft zu erwarten, dass 1.000 Transaktionen pro Minute einlaufen können“, so Heuert. Demnach müssten die Geräte in der Lage sein, im Viertelstundenrhythmus Daten zu senden. „Wie oft tatsächlich die Daten übermittelt werden, wird im entsprechenden Vertrag mit dem Kunden festgehalten“, so Stefan Buscher, Pressesprecher der Mitnetz Strom.
Die Sicherheit der Daten ist ein weiteres Thema, das auch Verbraucherschützer beschäftigt, ebenso wie die Kosten. Sie sind der Meinung, dass private Haushalte selbst darüber entscheiden sollten, ob sie die Kommunikationseinheiten bekommen. „Hoch verschlüsselt werden die Informationen vom Kunden über das Gateway zum Energieversorger geschickt“, erklärt André Lange, Mitarbeiter des Zählerwesens der Mitnetz Strom und am Projekt beteiligt.
Sicherheit des Stromnetzes
Dabei geht es sowohl um die Sicherheit des Stromnetzes als auch um die sichere Übermittlung der Kundendaten. Dass viele Deutsche diese Smart Meter gar nicht wollen, hat vor kurzem eine Studie offenbart. Demnach würden 70 Prozent der Deutschen die Geräte ablehnen, meist aus finanziellen Gründen. Eine Wahl habe jedoch weder der Kunde noch der Energieversorger. Denn wenn das „Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende“ den Bundestag und den Bundesrat in den kommenden zwei Monaten passiert, muss der Versorger die rechtlichen Vorgaben umsetzen.
Erst wenn die intelligenten Stromzähler aktiv seien, könnten auch die Entwicklungen im Bereich der variablen Tarife vorangehen. Die werden benötigt, um auch die intelligente Waschmaschine zu entsprechenden Zeiten waschen zu lassen. Im Moment bestehe der Vorteil der modernen Stromzähler für den Kunden zunächst aber nur darin, dass er seinen Stromverbrauch besser kontrollieren kann, noch kann er keinen Strom sparen.
