Merseburger Feuerwehr und MZ helfen bei Heiratsantrag Merseburger Feuerwehr und MZ helfen bei Heiratsantrag: Willst Du mich heiraten?

Merseburg - Nein, das darf doch nicht wahr sein! Wochenlang hat Matthias Krupke, Feuerwehrmann in Merseburg, an seinem Plan gefeilt. Mittwochnachmittag soll es auf der Wache in der Oeltzschnerstraße soweit sein. Doch plötzlich heulen die Sirenen. Ein Einsatz? Ist für den Moment alles umsonst gewesen? Der Pieper zeigt nichts an. Krupke lächelt. Der erste Mittwoch im Monat. 15.30 Uhr. Da laufen die Sirenen im Test. Alles gut.
Mit Hilfe der Feuerwehr will der 32-Jährige eine Herzensangelegenheit spektakulär umsetzen. Einige Jahre ist er nun schon mit seiner Freundin Nadine zusammen. Er möchte ihr einen Heiratsantrag machen. Einen Antrag, den sie so schnell nicht vergisst. „Der Kniefall ist doch altmodisch. Es soll für einen besonderen Moment etwas Besonderes sein. Und dass die Kameraden mir dabei helfen, ist Wahnsinn“, freut er sich.
Zunächst muss eine Frage beantwortet werden: die roten oder die hellen Schläuche? „Die roten natürlich“, sagt Michael Jahn, Wachabteilungsleiter der hauptamtlichen Wachbereitschaft der Feuerwehr in der Stadt. „Ich bin seit 26 Jahren verheiratet. Die Frau eines Feuerwehrmannes muss sehr tolerant und verständnisvoll sein“, erzählt Jahn, Vater von zwei Kindern. Da sind nämlich nicht nur die Einsätze, bei denen die Feuerwehrleute ihre Gesundheit riskieren, um anderen zu helfen. Hinzu kommen Aus- und Weiterbildungen. Und bevor eine Frau oder ein Mann überhaupt in den Einsatz darf, muss er 150 Stunden Theorie und Praxis büffeln.
Antrag mit Blitzer-Foto
Ungewöhnliche Hochzeitsanträge scheinen sich zu einem Markenzeichen für Merseburg zu mausern. Die bislang spektakulärste Idee hatte Christian Breier, der im Januar dieses Jahres seiner Partnerin Anja einen Antrag mit einem Blitzerfoto machte. Breier war dafür etwas zu schnell an der Messstelle auf der B?91 vorbeigefahren und hatte ein Schild in der Windschutzscheibe liegen. „Diese Aktion verfolgt mich bis heute. Positiv wie negativ“, sagt der Angestellte eines Fotostudios. Breier war im Fernsehen und schaffte es im deutschsprachigen Raum in nahezu jede Tageszeitung oder Illustrierte. Der Rummel sei immer noch nicht abgeebbt. Und nach wie vor fordern Kritiker seine Bestrafung. „Manche Leute geben keine Ruhe. Deshalb sollte man sich gut überlegen, was und wie man etwas öffentlichkeitswirksam macht“, rät der Merseburger. Seine Strafe in Höhe von 15 Euro hat er natürlich bezahlt. Geheiratet wird im Hause Breier übrigens im Sommer 2016. Der Antrag traf jedenfalls voll ins Schwarze.
Das hofft auch Feuerwehrmann Matthias Krupke. Und rechtlich sauber ist es auch, da passt am Mittwoch Ingo Triller, Sachgebietsleiter für die Feuerwehr in der Merseburger Stadtverwaltung, schon auf. „Dass sich ein Feuerwehrmann in so einer wichtigen Angelegenheit auf seine Feuerwehrleute verlassen kann, versteht sich doch von selbst. Wir sind nun einmal eine verschworene Gemeinschaft“, sagt Triller. Vor der Fahrzeughalle werden indes die Schläuche ausgerollt. 20 Meter sind sie jeweils lang. Krupke, beruflich ein „Gelber Engel“ beim Automobilclub ADAC, gibt Anweisungen.
Schnappschuss aus der Höhe
Um den Antrag möglichst kurz zu formulieren (effektiv muss so ein Schlaucheinsatz schon sein, man denke auch nur ans Aufräumen), wählt Krupke die englische Variante „Marry Me“. Drumherum werden Schläuche gekoppelt und zu einem großen Herz geformt. Anschließend folgt das Luftbild aus dem Korb der Drehleiter - aus fast 30 Metern Höhe über dem grauen Asphalt.
Krupke, seit 2010 Feuerwehrmann im Ehrenamt, kann sich seiner Sache eigentlich relativ sicher sein. Denn seine Nadine war ihm schon zuvorgekommen und hatte das Thema Hochzeit angesprochen. Der Fahrer eines Abschleppwagens mag zwar den guten alten Heiratsantrag von Gesicht zu Gesicht langweilig finden, aber in einem Punkt ist er traditionell. Der Mann sollte die Frau fragen, ist er überzeugt. „Das war schon ein komischer Moment, als Nadine damit anfing. Und schon alleine deshalb musste es etwas Verrücktes sein.“
Heute früh will Matthias Krupke seine Liebste überraschen. Das Foto ist im Kasten. Und im Haushalt wird auch die MZ gelesen. Es dürfte wohl eine Überraschung zum Frühstück werden. Ein Schuss Nervosität bleibt. „Man darf sich in solchen Dingen nie zu sicher sein. Ich habe aber ein gutes Gefühl und freue mich total auf ihr Gesicht.“ Seine Freunde bei der Merseburger Feuerwehr, die am Mittwoch kräftig geholfen haben, drücken ebenfalls die Daumen - nicht ganz ohne Hintergedanken, wie Ingo Triller verrät. Er hoffe bei der künftigen Familienplanung auf möglichst viele Kinder. „Die Feuerwehr braucht immer Nachwuchs. (mz)

