Merseburg-Nord Merseburg-Nord: Keine Ferien in der Baumschule

Merseburg - Von wegen Sommerzeit ist Ferienzeit. In der Baumschule Richter spürt man davon nichts. „Bei uns gibt es immer etwas zu tun“, lächelt Katharina Boy, die die 110 Jahre alte Baumschule 2008 von ihren Eltern übernommen hat und sie nun in vierter Generation weiterführt. Auf vier Hektar Fläche werden Bäume, Sträucher, Zier- und Obstgehölze angebaut oder besser gesagt aufgeschult, so der Fachbegriff.
Im Augenblick sind Boy und ihre Mitarbeiter zum Beispiel dabei, Obstgehölze wie Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche und Pflaume zu veredeln. „Wir haben im Frühjahr die Wildlinge aufgeschult. Die sind jetzt ein Stück gewachsen.“ Bei denen werde jetzt kurz über der Erde ein T-Schnitt gemacht und ein Auge eingesetzt - Okulation nennt man das - von der Sorte, die man haben möchte. Das werde verbunden und müsse anwachsen, und im nächsten Jahr wachse dann daraus der neue Baum. „Bei der Pflaume haben wir als Wildling die Sorte Prunus St. Julien genommen und veredeln mit Ontario oder Jojo.“ Und wie lange müssen die dann in die Schule gehen? Katharina Boy lacht. „Meistens zwei Jahre. Dann können sie verkauft werden.“
Stauden, Kletterpflanzen und Rosen
Ansonsten bietet die Baumschule alle Pflanzen an, die winterhart sind. „Stauden, Kletterpflanzen, auch Rosen, obwohl die im vergangenen Jahr nicht so der Renner waren. Jetzt scheinen sie aber wieder im Kommen zu sein“, erzählt die Chefin. „Manche Kunden möchten auch gern die sogenannten Formgehölze kaufen, vergessen aber manchmal, dass auch die regelmäßig beschnitten werden müssen damit sie ihre Form nicht verlieren.“ Manche einer vergesse sogar, dass Pflanzen ebenso gegossen werden müssen, wie Menschen etwas zu trinken brauchen.
„Wir hatten ja im vergangenen Jahr eine extreme Trockenheit, auch Anfang diesen Jahres. Die Folgen, wenn man zu wenig gegossen hat, machen sich zum Teil erst ein Jahr später bemerkbar“, so Boy. „Ich hatte schon Leute, die sagen, meine Pflanze ist eingegangen. Ich fragte: Haben Sie denn auch ausreichend gegossen? Hätte ich denn gießen müssen, wurde ich da gefragt.“ Vielen fehle tatsächlich das Verständnis, dass auch immergrüne Pflanzen regelmäßig Wasser brauchen.
Pflanzen auf Vliesmatten
Das ist gerade auch in der Baumschule wichtig, denn die Pflanzen sollen wachsen und kräftig werden. „Zum Glück müssen wir nicht mit der Gießkanne rumlaufen, wir haben für die meisten Pflanzen ein Bewässerungssystem eingerichtet, das automatisch funktioniert.“ Dazu stehen die Pflanzen auf Vliesmatten, unter denen Schläuche langlaufen, die mit kleinen Löchern versehen sind.
Was muss man denn eigentlich jetzt noch im Garten machen? „Jetzt pflanzt man zum Beispiel Erdbeeren. Das vegetationstechnische ist ja bei vielen Leuten ein wenig abhandengekommen..“ Pflanz ich im Herbst? Pflanz ich im Frühjahr? Das wüssten viele nicht mehr. „Eine Herbstpflanzung ist immer super. Wir bieten zum Beispiel viele Sachen in Töpfen an, und wenn man jetzt keine Dauerphase mit 30 Grad hat, warum soll man nicht pflanzen? Was im September oder Oktober in den Boden kommt, hat noch genügend Zeit bis Dezember, um einzuwurzeln - wie die Erdbeeren für nächstes Jahr zum Beispiel.“ Das habe dann alles einen kleinen Vorlauf, so dass es dann im Frühjahr weiterwächst. (mz)