Merseburg Merseburg: Mit richtigem Training zu mehr Selbstbewusstsein
MERSEBURG/MZ. - Wer im Kinder- und Jugendhaus lebt, hat nicht die besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Leben. Das Kinderheim des Albert-Schweitzer-Familienwerkes in Merseburg betreut vor allem junge Menschen, die durch Maßnahmen des Jugendamtes dorthin kamen und versucht eben jene Bedingungen zu verbessern. Oftmals sind die Eltern nicht in der Lage ihre Kinder zu erziehen, und dann schreitet das Amt ein.
Nun gibt es neue Herausforderungen für die Kinder und Jugendlichen: Balance, Koordination und Kraft. Das sollen sie in Zukunft mit Freude lernen und trainieren. Einen ersten Vorgeschmack davon konnten die Acht- bis Zwölfjährigen der Sport-AG des Heims im Fitnessstudio "Wesp" kosten.
"Es geht auch darum den Kindern zu mehr Selbstvertrauen zu verhelfen", sagt die Erzieherin Carmen Wendling. "Das Familienumfeld ist oft sehr schwierig, die Eltern wissen nicht was ihre Kinder überhaupt leisten können", erläutert Wendling. Im Heim gibt es verschiedene Gruppen, entweder mit Ganztags- oder Teilzeitbetreuung. "Wir sind aber kein besserer Hort", betont Wendling. Die Erzieherin kam auf die sportliche Idee als sie bei Heiko Weirauch, dem Eigentümer des Fitnessstudios im Unteraltenberg, einen Kurs besuchte. "Ich hab gefragt, ob wir nicht was für die Kinder machen könnten und Heiko hat spontan zugestimmt", erzählt Wendling.
Dazu komme der Umstand, dass im Heim ein ungenutzter Raum warte. Also gesagt, getan - das Kinderheim bekommt nun einen eigenen Fitnessraum. Mit der Unterstützung des Lions Club Merseburg werden in den nächsten Wochen einige Sportgeräte angeschafft, während der Raum im Heim in Schuss gebracht wird.
"Wir stellen dort aber keine riesigen Laufbänder oder Ergometer hin, sondern kleinere Geräte", so der 35-jährige Weirauch. Die Kinder sollten auch in der Lage sein, alleine damit zurecht zu kommen. Der Sportwissenschaftler entwickelt ein auf die Kinder maßgeschneidertes Programm. Jede Woche wollen sie nun in Zukunft miteinander trainieren. "Ich bringe ihnen Übungen bei, die sie auch gegenseitig motivieren", so Weirauch, der sich eigentlich auf die Leistungsanalyse von Profi- und Hobbysportlern spezialisiert hat.
"Ich hätte nie gedacht, dass die Kinder gleich beim ersten Mal so dabei sind", freut sich die Erzieherin Carmen Wendling angesichts der siebenköpfigen Gruppe, die begeistert auf den Geräten des Studios herumturnt. Oft kämen die Kinder nicht gut mit anderen Altersgenossen klar, aber vielleicht könne der eine oder andere durch die Erfahrungen dann auch mal in einem richtigen Sportverein mitmachen, hofft Wendling.
Weirauch will das Training unterdessen auch nutzen, um den Kindern etwas über gesunden Ernährung beizubringen, immerhin ist er nebenbei auch noch Ernährungstherapeut. "Das baue ich so in die Übungen ein, dass sie es gar nicht mitbekommen", lächelt Weirauch.