Merseburg Merseburg: Kurze Pause für die Orgel
Merseburg/MZ. - Er lässt es sich nicht nehmen: Egal, ob sich das Jahr mit klirrendem Frost, anhaltendem Schneefall oder ungemütlichem Nieselregen verabschiedet, Michael Schönheit sitzt zu Silvester Punkt 18 Uhr an der großen Ladegastorgel des Merseburger Domes. Das traditionelle Konzert findet immer mehr Liebhaber. Am Sonnabend jedenfalls drängten sich die Zuhörer in den Bänken und wer in den letzten zehn Minuten kam, fand nur noch ein Plätzchen in den hinteren Seitenreihen. "Es ist schön zu erleben, dass die Menschen hierher strömen und Musik hören wollen", freut sich Schönheit über diese Resonanz. Ähnliches hat er bei den Orgeltagen 2011 erlebt, die ihm als "etwas ganz Besonderes" im Gedächtnis geblieben sind. "Ich bin zufrieden", resümiert er. Das vergangene Jahr habe ihm viele schöne Momente beschert. Auch wenn natürlich manches noch besser und schöner sein könne....
Über das Programm für das Silvesterkonzert habe er sich schon das ganze Jahr über Gedanken gemacht, verrät er. Entschieden hat sich letztlich für einen Choral von César Franck, "Air" von Johann Sebastian Bach, das Scherzo aus der 0. Sinfonie von Anton Bruckner und schließlich Modest Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung". Eine interessante Mischung, die beim Publikum sehr gut ankam und mit anhaltendem Beifall bedacht wurde.
Für den Organisten war das rund 75-minütige Konzert nicht der letzte Auftritt im alten Jahr: Von Merseburg aus ging es gleich weiter nach Leipzig ins Gewandhaus. Auch hier freuten sich die Zuhörer schon auf ein besonderes Musikerlebnis. Aufs neue Jahr anstoßen wollte Schönheit allerdings zu Hause in Kabelsketal. "Im vorigen Jahr haben wir es gerade noch so geschafft", lacht er und freut sich jetzt auf einige weniger turbulente Tage. Immerhin absolvierte der 50-Jährige allein im Dezember zwölf Konzerte. Das nächste gibt es am 6. Januar in der Klosterkirche in Roßleben: Im Rahmen der Lutherdekade musizieren die Merseburger Hofmusik und Solisten unter Schönheits Leitung. Zu hören ist "Die Weihnachtsgeschichte in Musik gesetzt von Heinrich Schütz und Michael Praetorius". Im Februar gastiert er dann in Rom.
Doch auch nach Merseburg kommt der Organist immer wieder gern und ist all seinen Mitstreitern - er nennt vor allem Hans-Hubert Werner und Peter Ramm - dankbar für die nachhaltige Unterstützung. Am 1. Mai 2012 beginnt die Konzertsaison im Dom wieder.