Merseburg Merseburg: Gezeigte Leistungen stellen Ausbilder nicht zufrieden
MERSEBURG/MZ. - Nach Abitur und Bundeswehr wollte Matthias Prinz unbedingt "etwas Praktisches lernen". Zu der Zeit blieb sein Wagen öfter liegen. Selbst reparieren konnte der Schafstädter das Auto nicht. Also begann der heute 25-Jährige eine Lehre zum Kfz-Mechatroniker bei der S & G Automobilgesellschaft am Standort Querfurt.
Da konnte Matthias Prinz freilich noch nicht wissen, dass er bei seiner Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Halle-Saalekreis dreieinhalb Jahre später einmal als Jahrgangsbester geehrt werden würde. Und das nicht nur in seinem Gewerk. Als jetzt 86 junge Männer im Merseburger Ständehaus ihre Gesellenbriefe in den Berufen Kfz-Mechatroniker, Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie Elektromaschinenbauer erhielten, konnte der Schafstädter mit 2,0 das beste Gesamtergebnis aller Prüflinge vorweisen. Das machte nicht nur seinen Ausbildungsmeister Steffen Papke stolz. Das war für seinen Lehrbetrieb auch Anlass, ihm einen Arbeitsvertrag anzubieten.
In der erreichten Gesamtbilanz lasse sich ein durchschnittlich positiver Trend erkennen, schätzte Martin Ostheeren, stellvertretender Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, ein. Immerhin hätten 100 Prozent der Kfz-Mechatroniker und 96 Prozent der Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker die Prüfung bestanden. Am schlechtesten schnitten ihm zufolge die Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik mit einer Abschlussquote von 67 Prozent ab. Die Zahl der nicht bestandenen Prüfungen sei damit geringer als im vergangenen Jahr. Außerdem sei festzustellen, dass die jungen Leute über ein höheres technisches Verständnis gegenüber ihren Vorgängern verfügten.
Die Mehrheit der Absolventen habe allerdings unter dem Strich nur befriedigende oder genügende Leistungen erreicht, war von Martin Ostheeren bei der Freisprechung weiter zu erfahren. 58 Prozent der Junggesellen erhielten demnach die Abschlussnote vier, 40 Prozent die Note drei. Ursachen dafür sah er nach Gesprächen mit den Betriebsinhabern in mangelnder schulischer Vorbildung und fehlendem Interesse der Jugendlichen. Schule und Eltern seien deshalb aufgerufen, bei den Kindern das Interesse an der Gestaltung ihrer Zukunft zu wecken.
Denn in Sachen Zukunft habe das Handwerk einiges zu bieten, betonte der stellvertretende Kreishandwerksmeister Olaf Grünhage. "Handwerk bedeutet Perspektive. Es ist das Zentrum der deutschen Wirtschaft", meinte er in Anspielung auf eine aktuelle Werbekampagne. Auch der Präsident der Handwerkskammer Halle, Thomas Keindorf, unterstrich, dass die Junggesellen bei ihrer Berufswahl eine gute Entscheidung getroffen haben. "Wir brauchen Sie als Fachkräfte, als Nachfolger für die Handwerksmeister von heute, aber natürlich auch als Familienväter mit zahlreichem Nachwuchs", sagte er und rief damit bei vielen im Saal ein Schmunzeln hervor.