Merseburg Merseburg: Ein Gnadenhof in Kötzschen
MERSEBURG/MZ. - Der Nandu-Hahn mit dem gebogenen Schnabel sieht fast schon majestätisch vornehm aus. Dabei ist die Schnabel-Deformation eine Behinderung. "Dieser Nandu kann nicht richtig fressen und nicht mit dem Schnabel klappern", erklärt Nandu-Züchter Dirk Sucker aus Kötzschen. "Aber das ist für die Männchen wichtig, da sie ihre Jungen führen und mit dem Klappern anzeigen, dass sie ihnen folgen sollen." Für die Jungen dieses Hahns bedeutete die Behinderung des Vaters das Todesurteil. Sie konnten ihm nicht folgen, zum Beispiel, um sich von ihm wärmen zu lassen. "Und dann sind die Jungtiere nach und nach unterkühlt und eingegangen", erzählt Sucker, der auf zwei Wiesen 13 Nandus und zwei Emus hält.
Der Schnabel-Hahn ist nicht der einzige gefiederte Freund, der in Kötzschen sein Gnadenbrot bekommt. "Ich habe noch eine einäugige Henne und ein Weibchen, das nur einen Flügel hat", erzählt der Mann, der seit 2006 Nandus hält, die ursprünglich aus Südamerika kommen. Die einflügelige Henne würde in der Natur nie überleben, da sie den zweiten Flügel zum Aufstehen und ausbalancieren braucht. Das Tier war jedoch als Küken vom Fuchs angefallen worden, und ein Tierarzt hatte den zerbissenen Flügel fachgerecht amputiert. "Da die Henne es nicht anders kennt, kommt sie prima klar."
Alle Tiere, die in Kötzschen nicht ihr Gnadenbrot bekommen, sind Nutztiere. Die Nandu-Hennen legen von April bis August aller zwei Tage ein cremefarbenes bis gelbes Ei. "Immer um 16 Uhr - da kann man fast die Uhr danach stellen." Die meisten Eier werden verkauft, auch die Tiere, wenn Nachfrage besteht. "Der Rest kommt in die Salami", schmunzelt der 39-Jährige, der meist nur ein Zuchtpärchen über den Winter behält.
Ein Nandu-Ei ist übrigens zehn bis elf Zentimeter groß und es würde ungefähr der Inhalt von 15 normalen Hühnereiern darin Platz finden. Etwa 30 bis 40 Minuten dauert es, bis man ein hart gekochtes Nandu-Ei hat. Und aus einem Ei kann man locker ein Rührei für vier Personen machen.
Im Augenblick teilen sich Suckers Nandus ihre Wiese mit ein paar Ziegen. Die will der selbständige Küchenmeister allerdings verkaufen. "Unter anderem, weil ich noch eine andere Sorte Nadus anschaffen will - so genante Darwin-Nandus. Die sind allerdings teuer und schwer zu kriegen. Aber ich bleibe dran."
Wer Nandu-Eier kaufen oder Infos zu den Tieren haben möchte, erreicht Dirk Sucker unter Tel. 0151 / 16 22 19 96