Merseburg Merseburg: Ein «faules Ei» und muntere Star-Storys
MERSEBURG/MZ. - Es war ein merkwürdiger Kontrast, als der 43-jährige Musikmoderator Markus Kavka jugendlich-leger gekleidet am Samstagabend auf einem antiquierten Stoffsessel neben einer alten Stehlampe Platz nahm, um im Merseburger Tube Club aus seinem Debüt-Roman "Rottenegg" vorzulesen. Ein merkwürdiger Kontrast, der sich auch im Buch widerspiegelt, welches einige autobiografische Parallelen aufweist.
Es handelt von Gregor Herzl, dem erst sein Musikmoderator-Job in Berlin gekündigt wird und der am selben Tag seine Freundin Wilma in flagranti mit einem guten Bekannten ertappt. Gregor flüchtet sich zunächst ins Berliner Nachtleben voller Drogen und sexueller Abenteuer, ehe ihn Depressionen und Schlaflosigkeit heimsuchen. Er erkennt, dass es Zeit ist, erwachsen zu werden. Nach einer Überdosis Schlaftabletten flüchtet er in die beschauliche oberbayrische Heimat zu seinen Eltern. Dort ist für ihn aufgrund seiner Bekanntheit zunächst vieles leichter, ehe ihn seine Vergangenheit einholt und es im Zuge "ländlicher Intoleranz und Beschränktheit", wie es Kavka nennt, für den Großstädter Herzl zur Katastrophe kommt . . .
"Natürlich ist Gregor mir als Person ähnlich, doch die Geschichte drum herum ist frei erfunden", erzählt Kavka zwischendurch. "Mein Vater ruft trotzdem alle paar Tage an und sagt: 'He Markus, Seite 88 unt'n, des bin doch i'."
Rottenegg ist ein Nachbarort von Kavkas Heimat Manching. "Die stehen sich unversöhnlich gegenüber wie Halle und Magdeburg, viele Manchinger haben sich beim mir beschwert, dass ich den Roman nach 'diesem Scheißkaff' benannt habe." Aber Rottenegg habe besser zur Botschaft seiner Geschichte gepasst, da es auch der englische Begriff für "faules Ei" sei.
Natürlich hatte der Ex-MTV-Mann einen reichen Fundus an Anekdoten aus seinen mittlerweile 20 Jahren im Musikgeschäft im geistigen Gepäck. Vom einsamen Phil Collins, der mit seinem Hund zusammen Fußballspiele schaut und Kavka seine Telefonnummer gab, damit er den Star mal besuchen komme, bis zu Bon Jovi, dem ein Schweinekopf auf die Bühne geworfen wurde. "Aber die Verrückteste im Musikgeschäft ist eindeutig Mariah Carey. Einmal kam sie im Hotel mit dem Lastenaufzug der Küche zum Interview gefahren, weil es dort keinen Fahrstuhl gab und sie nicht wollte, dass man sie beim Treppensteigen sieht."
Zu späterer Stunde stellte sich der Fernsehmoderator noch ans Mischpult und begeisterte die Fans mit elektronischen Klängen. Der Tube Club wollte ihn schon vor Jahren als DJ buchen, jetzt holte der Hobby-Diskjockey das nach. Für seine Beerdigung wünscht er sich jedoch sanftere Töne. "Wenn 'Enjoy the silence' von Depeche Mode gespielt wird und auf meinem Grabstein geschrieben steht 'Er bemühte sich stets, kein Arschloch zu sein', wäre das der gute Abschluss eines erfüllten Lebens."