Merseburg Merseburg: Den Wind im Gesicht spüren
MERSEBURG/DÖLLNITZ/MZ. - "Ich habe ein Trike auf der Autobahn gesehen und war hin und weg", schildert Philipp den Beginn der großen Liebe. Das war im Jahre 2005, und solange ist er nun schon stolzer Besitzer eines chrom- und silberblitzenden Gefährts. Seine Frau hat er mit der Begeisterung angesteckt. Bei Ullrichs war es gleich doppelte Liebe auf den ersten Blick. "Zuerst hatte ich mir öfter ein Trike gemietet", schildert der 54-jährige Bauleiter. Nachdem er mehrmals Pech mit dem Wetter hatte, entschloss er sich zum Kauf.
"Und dann gab es Streit, weil jeder lieber fahren als mitfahren wollte", lacht seine Frau (52), von Beruf Ingenieurin. So erwarben sie ein zweites Trike, und damit die Zusammengehörigkeit klar wird, sitzt bei beiden ein großer Plüsch-Scrat (Figur aus Ice-Age) im Heck.
In diesem Sommer fuhren sie mit den Trikes in den Urlaub nach Mecklenburg. Regelmäßig geht es auch nach Hamburg. "Dort ist direkt am Michel immer ein großer Motorradgottesdienst mit hunderten Teilnehmern, eine ganz tolle Atmosphäre", erzählen sie. Deshalb haben Ullrichs auch sofort zugesagt, am Motorradgottesdienst am Merseburger Dom teilzunehmen und bei der Ausfahrt einem behinderten Menschen den Soziusplatz anzubieten. Das gilt übrigens für alle vier Trike-Fahrer.
Gerd Werner sammelt die Mitfahr-Meldungen für den 1. Motorradherbst im Kirchenkreis Merseburg und gibt sie an Superintendentin Christiane Kellner weiter. Bisher haben sich auch noch einige Gespannfahrer bereit erklärt, jemanden mitzunehmen. Es wäre schön, würden weitere folgen. Er hat so etwas ähnliches - "kleine Runden auf dem Hof" - mal in einer Schule für Behinderte in Halle angeboten. "Die haben sich so ungeheuer gefreut", erzählt er gerührt.
Seit der Döllnitzer 1999 "Werners Trikeshop" eröffnete, ist sein Geschäft die Adresse für Trike-Fans der Umgebung. Bei ihm kann man die meist zweisitzigen Gefährte leihen oder kaufen, wer sie ausleiht, bekommt eine längere Einweisung mit Übungsfahrt. Klare Sache, dass Werner am 4. September selbst jemanden mitnimmt. Es sei doch schön, das Leben anderer zu bereichern, denkt er und sieht noch einen anderen Aspekt: "Wir sind ja auch neugierig, wie Behinderte das aufnehmen, was wir 'verrückten' Trikefahrer machen."
Angst vor Raserei muss niemand haben. Trikefahrer rollen eher betulich durch die Gegend, ganz anders als Motorradfahrer - meinen sie selbst. "Man genießt das Fahren. Es geht nicht um die Geschwindigkeit, sondern ums gemütliche Cruisen", lautet die Philosophie der Trike-Fans.
Motorradgottesdienst am 4. September, 10 Uhr, im Dom Merseburg, 11.30 Uhr Ausfahrt. Wer dabei jemanden mitnehmen kann, bitte bei Gerd Werner unter Telefon 0172 / 3 63 61 06 melden.
Infos im Internet unter: www.kirchenkreis-merseburg.de oder www.boom-trike.eu