Merseburg Merseburg: Chronist entdeckt Mammut in Luftfahrtgeschichte
MERSEBURG/MZ. - Merseburg lernt fliegen - unter diesem Motto liegt seit Mittwoch die erste komplette Übersicht zur Entwicklung der Luftfahrt in der Stadt vor. Einblick nehmen können Interessenten im Luftfahrt- und Technik-Museum. Dort treffen sie auch den Autoren dieser historischen Kalenderblätter - Jürgen Klöß. Der 56-Jährige beschäftigte sich ein Jahr zu diesem bislang weitgehend unerforschten Thema.
Was der gebürtige Wettiner herausfand, dürfte nicht nur für Einwohner der Domstadt interessant sein. Aus diesem Grund räumte der Senior-Chef des Museum, Dieter Schönau, der Spezialschau einen besonders hervorgehobenen Platz ein. Im Aufgang, den quasi jeder Besucher nutzt, informiert ein Dutzend Tafeln über Ausgangs- und Höhepunkte der Merseburger Luftfahrtgeschichte.
Klöß, dessen Herz nach eigenen Worten seit jeher für Technik schlägt, kann sich quasi als Entdecker fühlen. Denn wer weiß beispielsweise Näheres über Flugpionier Rudolf Oeltzscher, der vor 100 Jahren in Merseburg eine erste Eigenbau-Maschine fertigte und startete. Eine wahre Flugbegeisterung entfachten die Künste des Piloten Hans Meisterknecht, der 1925 mit dem Doppeldecker "Rabe" seine Runden zog. "Flugtage mit bis zu 12 000 Besuchern zählten damals zu den Höhepunkten im städtischen Leben", sagt Klöß unter Hinweis auf Zeitzeugen-berichte.
Ein wichtiger Teil der Chronik ist der militärischen Luftfahrt gewidmet. So diente die heutige Ausstellungshalle einst als Entwicklungslabor für einen der größten Lastensegler, der im Zweiten Weltkrieg in Merseburg gebaut wurde. Der "Mammut" hatte eine gigantische Spannweite von 88 Metern, wies freilich auch Mängel auf, die eine Fertigung in Serie verhinderten. Merseburg als Stützpunkt der russischen Flugstreitkräfte, der erst 1992 geräumt wurde, widerspiegelt eine extra Zeittafel. Luftfahrtforscher Klöß ist damit erst einmal auf den Geschmack gekommen. In den nächsten Monaten will der ehemalige Rohrisolierer und Panzerfahrer sich Spezialthemen widmen. Dabei soll es beispielsweise um die Rolle der in Merseburg stationierten Kampfhubschrauber gehen. Gleichzeitig bringt sich Klöß als Projektentwickler ein. Die mehr als 100 000 Exponate sollen übersichtlicher und eindrucksvoller geordnet werden. Unterstützung gewähren unter anderem der Eigenbetrieb für Arbeit und die Agentur für Arbeit.
Förderverein Luftfahrtmuseum Merseburg, Kastanienpromenade 50, 06217 Merseburg, Telefon 03461 / 52 57 76