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Mein eigener Chef Mein eigener Chef: Drei Sterne über dem hinteren Gotthardteich

Von Lucy Messerschmidt 15.07.2002, 13:45

Merseburg/MZ. - Aus Ägypten, den USA, Österreich, Griechenland und Italien kommen seine Gäste. Erst kürzlich übernachtete ein Baron in seinem Hause.

Peter Baumann, ein freundlich-gelassener Mann mit leicht ergrautem Haar, führt am hinteren Gotthardteich ein Speiselokal, das jedoch nicht nur Speiselokal ist. 1990 fing es mit einem Eiscafé an. Bis heute wissen einige nicht, dass es hier schon lange mehr als nur Eis gibt. 1993 kam Gastronomie mit Speisen und Konditoreiprodukten hinzu. Schon zwei Jahre später kaufte Baumann das Gebäude in dem er bisher zur Miete wirtschaftete und baute es zu einem Hotel aus.

Das Besondere ist jedoch nicht diese Erweiterung, sondern der Inhalt der Menükarte. Obwohl der Chef drei Angestellte hat, ist er derjenige, der alle Speisen herstellt. Zu seinem Koch- und Konditoreiabschluss kam noch eine Berechtigung zur Eisherstellung dazu, die seine Mitarbeiter nicht besitzen. Eis und Torten bis zum warmen Menü sind für ihn kein Problem. Nur die Zutaten kauft er ein.

"Wir können zum Beispiel 56 verschiedene Eissorten anbieten, die ich morgens produziere. Aber auch Hochzeitstorten mit sechs Stockwerken sind bei uns keine Ausnahme," zählt Baumann auf. "Teils bereite ich nachts Eis zu, weil ich tagsüber so viel im Restaurant zutun habe," erklärt der gelernte Ingenieur.

Von sich selbst sagt er, dass er "Techniker durch und durch" ist. Zur Wendezeit sah er jedoch in diesem Beruf keine Zukunft, widmete sich dem Eisverkauf und kehrte damit in das Gewerbe seiner Eltern zurück. Seit 1996 liegt der Schwerpunkt auf Hotellerie und Restaurant. Zwischen Einzelzimmern für 26 Euro bis zur noblen Suite kann der Gast wählen und schon ab drei Nächten im Haus gibt es günstige Konditionen. Service pur. Und die Gäste sind zufrieden. Das ist das Credo des Hauses. "Jeder Gast soll das gewisse Flair des Hauses spüren," erklärt der Chef.

Er schwärmt: "Wenn ich noch mal 30 Jahre alt wäre, würde ich aus dem Haus viel mehr machen. Im Nebengebäude würde ich eine Kellerbar und einen Wellnessbereich einrichten." Da er nächstes Jahr in den Ruhestand geht, werden diese Träume wahrscheinlich unerfüllt bleiben.

Auf sein bisheriges Werk kann er jedoch wahrlich stolz sein, denn im September bekommt das Hotel zum dritten Mal drei Sterne von der Dehoga verliehen. Zum vierten Stern fehlt nur noch ein großer Versammlungsraum für rund 100 Personen. Baumann stört sich daran nur wenig: "Vier Sterne würden vielleicht einige Gäste aus Bedenken vor zu hohen Preisen zurückhalten. Drei Sterne reichen uns."