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Lust auf Lehre Maschinendynamik an der Hochschule Merseburg: Seine Forschung soll für leisere Technik sorgen

Der 43-jährige Jonas Fischer bildet die Studenten künftig in Maschinendynamik aus. Seine Forschung soll für leisere Technik sorgen.

Von Robert Briest 27.09.2021, 10:30
Jonas Fischer entwickelte bisher Berechnungsmodelle für Schwingungen.
Jonas Fischer entwickelte bisher Berechnungsmodelle für Schwingungen. (Foto: Robert Briest)

Merseburg/MZ - Der Blick in das Büro von Jonas Fischer lässt zwei mögliche Schlüsse zu: Entweder der 43-Jährige ist überzeugter Literaturverweigerer oder mit seinem Besitzstand noch nicht an der Hochschule Merseburg angekommen, denn die grauen Regalbretter sind noch kahl. Letzteres sei der Fall, sagt der Diplomingenieur. Denn eigentlich sei er großer Bücherfreund. Doch er hat erst zum 1. September seine neue Professur in Merseburg angetreten und pendelt daher noch mit dem Zug von seinem bisherigen Wohnort Erlangen. Pendeln passt in gewisserweise auch zu Fischers Fachgebiet: Er ist für Maschinendynamik und Schwingungstechnik zuständig.

Gerade mit Schwingungen hat er sich auch in den vergangenen zehn Jahren beim Zuliefererkonzern Scheffler in Herzogenaurach beschäftigt, der viel für die Autoindustrie, aber auch Wälzlager für andere Industrien und Windkraftanlagen produziert: „Meine Abteilung hat sich mit der Entwicklung von Berechnungsmethoden für Dynamiken beschäftigt“, berichtet der Neuprofessor. Es ging darum, wie man die Schwingungen, die etwa in Getrieben entstehen, berechnen kann, welche Geräusche oder auch mögliche Schäden durch die Schwingungen entstehen können. „Gerade im Automobilbereich ist es relevant, dass ich im Getriebe beim Schalten kein Klackern und keinen Impuls hören will. Vor allem wenn jetzt im Zuge der E-Mobilität der laute Verbrennungsmotor wegfällt, höre ich mechanische Vorgänge deutlich lauter.“ Auch Windräder sollten möglichst leise laufen.

„Ich hatte einfach Lust, wieder in die Lehre zu gehen“

Fischers neue Aufgabe ist es nun, den Merseburger Ingenieurstudenten das notwendige Rüstzeug an die Hand zu geben, dass sie für derartige Probleme künftig Lösungen finden. Der 43-Jährige ist dabei nicht das erste Mal in der Lehre tätig. Nach seinem Studium war er an der Uni Magdeburg wissenschaftlicher Mitarbeiter, promovierte dort und gab Seminare und Übungen. Sein Job bei Scheffler habe ihm schon Spaß gemacht: „Aber ich hatte einfach Lust, wieder in die Lehre zu gehen, junge Leute für das Fachgebiet der Dynamik zu begeistern“, begründet er seinen Wechsel.

Dass der ausgerechnet nach Merseburg führte, war eher Zufall. Stellen in diesem Bereich seien selten ausgeschrieben, erklärt der gebürtige Baden-Württemberger. Außerdem habe er neben Magdeburg auch mal in Leipzig gewohnt. Ihm gefalle die Region. Selbst studiert hat er übrigens im Harz, an der Uni Clausthal. „Die hatte damals so 2.000, 3.000 Studenten. Es ist ein toller Studienort. Es waren anders als an großen Unis auch kleine Seminargruppen.“

Ähnliches erhofft sich Fischer nun an seiner neuen Wirkungsstätte in Merseburg: Es sei schön, wenn man als Dozent ein persönliches Verhältnis zu den Studierenden aufbauen, sie durch ihr Studium begleiten könne, sagt der neue Professor, der seinen Fokus zunächst klar auf der Lehre sieht. Er erhofft sich aber auch, anders als in der Industrie, Zeit zu haben, um Themen zu vertiefen, zu forschen. Schwingungsanregung und -ausbreitung in Getrieben wären so ein Thema. „Ich würde gern gucken, wie man das schnell und direkt berechnen kann.“