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Männer singen nun seit 130 Jahren

Von Regina Retzlaff 26.06.2008, 14:12

Lodersleben/MZ. - Es waren 19 Männer, die im August 1878 in der Gaststätte "Zum braunen Hirsch" den Gesangverein gründeten. Erster Dirigent war Kantor Busch, erster Chorleiter Edmund Bönig. Über die Geschichte weiß der aktuelle Vereinsvorsitzende Henry Nelke genau Bescheid. Schließlich gibt es da eine Chronik des Dorfes, in der der Gesangverein eine große Rolle spielt. Der 47-jährige Loderslebener ist selbst seit vielen Jahren Mitglied im Männerchor. Und Nelke kann deshalb auch noch wichtige Daten und Namen aus den nun insgesamt 130 Jahren Vereinsleben nennen.

So ist überliefert, dass der Chor die Gefallenen des 1. Weltkrieges in der Kirche mit Gesang geehrt hat. Nach dem Krieg brachten die Sänger Holz zum Heizen des Gastraumes mit, damit sie ihre Singestunde nicht frierend absolvieren mussten. Im Jahre 1924 leistete sich der Verein eine Fahne. Die kostete 427,50 Reichsmark. Diese Fahne hielt der Tischler Fritz Straubel über Jahrzehnte versteckt, um sie dann kurz vor der Wende wieder zu präsentieren.

Nach dem 2. Weltkrieg gab es zunächst einen Stillstand bis es am 1. Dezember 1946 offiziell weiter ging. Allerdings durfte sich der Verein nicht mehr "Deutscher Sang" nennen. Es entstand der Volkschor Lodersleben, den 14 Ehemalige neu gründeten.

Dirigent war seit 1920 Franz Geitner, der 1953 sein Amt niederlegte. Fritz Straubel übernahm den Vereinsvorsitz, Kurt Prokoph wurde Chorleiter. Im Laufe der Jahre gab es dann verschiedene Chorleiter bis 1976 Otfried Deckert das Amt übernahmen. Bis 2005 war er dann Vereinschef und Chorleiter in einer Person. Dann bat er um Ablösung. Matthias Dalitz aus Obhausen wurde Chorleiter, Henry Nelke Vereinschef.

Und diese beiden machen sich Sorgen um ihren Chor. "Wir sind derzeit noch 19 Sänger. Das geht gerade noch so. Aber uns fehlt der Nachwuchs", erklärt Nelke. "Dabei könnte jeder, der unter der Dusche oder in der Badewanne singt, auch bei uns mitmachen", hakt Schriftführer Jürgen Wäldchen ein. Man müsse sich einfach nur trauen. "Klar wird es ein wenig Überwindung kosten, aber unsere Vereinsarbeit macht auch richtig Spaß. Denn wir singen ja nicht nur", wirbt der Schriftführer weiter. Und an den 15 Euro Jahresbeitrag sollte es doch auch nicht scheitern. "Wir werben ja auch schon für uns. Sogar in den Nachbardörfern", erzählt Wäldchen weiter.

"Unser ältester Sänger ist übrigens Heinz Sichelschmidt aus Obhausen. Der kommt mir seinen 81 Jahren noch regelmäßig in die Singestunden", ist von Henry Nelke zu erfahren. Am längsten im Verein sind Gerhard Stechemesse und Horst Hannemann, die im April 1957 eingetreten sind. Sie sind gewiss auch dabei, wenn beim Heimatfest wieder tüchtig geschmettert wird.

Interessenten können sich bei Henry Nelke unter Tel. 034771 / 23827 melden.