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Linken-Politikerin über den Frauentag heute Linken-Politikerin über den Frauentag heute: "Teilzeitbürgermeister? Warum nicht!"

08.03.2018, 09:30
8. März ist Internationaler Frauentag
8. März ist Internationaler Frauentag dpa-Zentralbild

Merseburg - Ursprünglich ging es beim Frauentag um das Frauenwahlrecht. Das gibt es in Deutschland nun seit 100 Jahren. Linken-Politikerin und Mitglied des Kreistages Angelika Hunger erklärt im Gespräch mit Robert Briest, warum der 8. März heute trotzdem noch wichtig ist.

Braucht es im Jahr 2018 noch einen Frauentag?
Angelika Hunger: Ja, weil Frauen noch immer nicht die ihnen gebührende Rolle spielen. Dabei ist das Thema Sexismus, Stichwort #metoo, für mich wichtig, aber nicht das Wichtigste. Schauen Sie sich die Regierungsbildung an: Wie viele Frauen sitzen da am Kabinettstisch? Und bei den Frauen, die dabei sind, wird in Kommentaren die Unerfahrenheit betont und in Frage gestellt, ob sie das schaffen. Aber zum Beispiel bei Andreas Scheuer, der Verkehrsminister werden soll, fragt das keiner. Bei Männern wird vorausgesetzt: Die können das.

Mit welchen Folgen?
Hunger: Wenn man Gremien hat, in denen ausreichend Frauen dabei sind, herrscht ein anderes Klima. Es gibt weniger Ellenbogen, das Platzhirschgehabe nimmt ab. Deshalb ist es wichtig, dass Frauen in Gremien sind. Außerdem können Frauen andere Impulse geben. Sie sind stärker, wenn es um das Vorsorgende geht, haben mehr den Blick dafür, welche Folgen Entscheidungen haben.

Politik, Wirtschaft. Wo gibt es vor allem Nachholbedarf?
Hunger: Überall. Das fängt mit der Rolle in der Familie an. Es wird immer noch das Bild transportiert, dass sich Frauen um Familie, Kinder, Pflegebedürftige kümmern. Dafür stecken sie beruflich zurück, ziehen so materiell den Kürzeren und geraten in Abhängigkeiten vom Mann oder Staat.

Sollen hier Männer oder der Staat Aufgaben übernehmen?
Hunger: Ein anderes Verhältnis von Mann und Frau ist wichtig, auch der Staat muss Voraussetzungen schaffen. Es muss für einen Mann besser möglich werden, bestimmte Aufgaben zu übernehmen, ohne dass er um sein Ansehen oder seinen Job fürchten muss. Eine Teilzeitbeschäftigung ist heute ab einer bestimmten Ebene nicht denkbar.

Also Sie wünschen sich etwa einen Teilzeitbürgermeister?
Hunger: Warum nicht? Die Verwaltung kann sich so aufstellen, dass das geht. (mz)