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Landfleischerei Landfleischerei: Viel Federn gelassen auf dem Keiling-Hof

Von Gerhard Grulke 21.12.2001, 19:05

Langeneichstädt/MZ. - Seit sechs Jahren hält der junge Landwirt Steffen Keiling, der Feldbau betreibt und damit seine Tiere - vom Schwein bis zum Rind - bis zur Schlachtreife aufzieht und selbst vermarktet, auch einiges Federvieh. "Mit 20 Gänsen habe ich damals angefangen, in diesem Jahr sind es 150 gewesen", erklärt er. Doch halt, nur 148 waren es exakt, einen Ganter und eine Gans hatte er auf Bitten seiner Lebensgefährtin Jutta Rempe verschont, sie dürfen auf immer ihr Federkleid behalten und haben Bleiberecht auf dem Hof. Für all die übrigen ging die Schlachtung in den vergangenen beiden Tagen über die Bühne. Die ganze Familie und Arbeitskräfte aus dem Dorf waren dafür vonnöten. Aus den Gösseln, die Keiling Ende Mai von einem Händler bezog, waren inzwischen kräftige Gänse mit einem Gewicht zwischen vier und sechs Kilo geworden.

Sie hatten sich ganze acht Monate lang am frischen Grün laben können und an der zugefütterten Getreidemischung. Ein extra Mastfutter gibt es bei Keiling nicht. Was manche Genießer eines knusprigen Bratens nicht so gern wahr haben wollen, das ist die Arbeit davor. In einem Schlachttrichter wird der Kopf abgetrennt, blutet die Gans aus. Danach wird das Tier mit 80 Grad heißem Wasser abgebrüht und kommt in eine Rupfmaschine. "Die bestellen wir immer zusammen mit dem Fachmann, denn solche Arbeitsgänge müssen gekonnt sein. Da darf nichts einreißen an der Haut, das würde den Braten beeinträchtigen. Unser Mann in diesem Jahr, der kam mit seiner Maschine aus Schönebeck. Er hat seine Arbeit sehr professionell gemacht", lobt der Landwirt.

Und verweist auf die Gestelle im väterlichen Hof neben der Schlachtküche, wo bei derzeit leicht frostigen Graden die Gänse auf den Stangen hängen. Sie werden nun, Stange um Stange, nach dem Abtrocknen und dem Abbrennen der kleinen Härchen mittels Gasbrenner vom Schlachte-Team ausgenommen und verkaufsfertig gemacht. Obwohl die meisten Gänse, wie erwähnt, direkt vom Hof abgeholt werden, dürften so manche auch in Keilings Fleisch- und Wurstwarenläden - 27 Festangestellte zählen zum gesamten Eigenvermarktungsbetrieb - in der Region landen. Bis auf eine.

"Die kommt bei uns selbst zum Weihnachtsfest als Braten auf den Familientisch", schmunzelt der Langeneichstädter.