Kuranlagen Bad Lauchstädt Kuranlagen Bad Lauchstädt: Wo einst die Edlen badeten

Bad lauchstädt - Nach der jahrelangen Sanierung des Historischen Kursaals in Bad Lauchstädt fällt in diesen Tagen der Startschuss für die kostspielige Instandsetzung der übrigen Gebäude in den Kuranlagen. Mehrere Millionen Euro werden investiert, um nicht nur das Goethe-Theater, sondern auch diverse Pavillons wieder flott zu machen. Als erstes ist der Douche-Pavillon im Herzen des Kurparks an der Reihe, der nach seiner gut 500 000 Euro teuren Sanierung wohl am besten zeigen wird, wie Lauchstädt dank der Heilquelle zum Modebad des sächsischen Adels aufstieg.
„Wir wollen ein sogenanntes sentimentales Museum schaffen“, erklärt Kuranlagen-Chef René Schmidt das Konzept. „Es wird auch an die Gefühle appelliert und nicht nur an den Verstand.“ Nicht nur eine dröge Darstellung historischer Zustände soll also geschaffen werden, sondern ein Stück Geschichte zum Anfassen. Demnach soll das frühere Badehaus, das 1778 erbaut und seitdem mehrfach umfunktioniert worden war, ein Funktionsmodell erhalten, das genau erklärt, wie das Heilwasser von der Quelle bis in die Badewannen im Erdgeschoss des Pavillons gepumpt wurde.
„Das war ein sehr aufwändiges System“, erklärt Museumsleiterin Ute Boebel. Eine „Wassermaschine“ brachte das Brunnenwasser in das Mansardengeschoss des Pavillons. Unter dem Dach brachten es Wärmepfannen auf Temperatur, bevor es über Rohre in den Badebereich geleitet und in die hölzernen Wannen gefüllt wurde, die in runden Becken aus Stein standen. Getrennt durch eine Wand konnten zwei Gäste gleichzeitig ein Bad in dem Wasser der Heilquelle genießen. Davor und danach hielten sie sich in den Umkleiden auf. Die hätten mit dem heutigen Turnhallen-Mief aber nichts gemeinsam gehabt, wie René Schmidt betont: „Das waren beheizte Salons mit edler Bestuhlung.“ Und Kachelöfen, die es heute leider nicht mehr gibt. „Es war ganz schön schwierig, entsprechende Modelle zu finden, die genau in die kleinen Ofennischen passen“, erzählt Schmidt. In Ungarn sei man schließlich doch fündig geworden. Dort gebe es einen Experten für historische Öfen, der diese aus alten Schlössern ausbaut, restauriert und weiterverkauft. In Einzelteilen liegt das ungarische Modell nun bereits im Pavillon für seine Montage bereit.
Zunächst gilt es aber, die alten Wannen freizulegen. Die sind noch gut erhalten, wurden aber bereits Anfang des 20. Jahrhunderts verdeckt, als einfach Parkett über ihnen verlegt wurde. „Wir dachten ja lange Zeit, dass die Wannen damals rausgerissen wurden“, erzählt Schmidt. Die Neuentdeckung freute dann nicht nur die Kuranlagen, sondern auch die Archäologen, die den Fund umgehend dokumentierten. (mz)
