1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Kühe und Kohlrouladen: Kühe und Kohlrouladen: K-Paul besucht seine Oma in Weißenschirmbach

Kühe und Kohlrouladen Kühe und Kohlrouladen: K-Paul besucht seine Oma in Weißenschirmbach

Von Michael Bertram 05.08.2013, 19:31
Seit 14 Jahren füllt der Berliner Arenen und Diskotheken.
Seit 14 Jahren füllt der Berliner Arenen und Diskotheken. Gehring/Archiv Lizenz

Weissenschirmbach/MZ - „Ich weiß noch genau, wie ich im Garten hinterm Haus immer Fußball gespielt habe“, sagt Kai Michael Paul mit einem schlechten Gewissen. „Dabei habe ich Omas Blumen zerschossen“, erinnert sich der Berliner an seine Kindheit in Weißenschirmbach. Trotz dieser Eskapaden ist der heute 39-Jährige bei Oma noch immer gern gesehen, vor allem jetzt, da die Zeit für Besuche knapp ist. Denn der frühere Wirbelwind ist heute eher unter dem Namen K-Paul bekannt und einer der erfolgreichsten Künstler in Deutschlands elektronischer Musikszene. Zusammen mit seinem Kollegen Lexy hat er vor allem zur Jahrtausendwende unzählige Platten verkauft und ist noch heute sehr gefragt. Allein in diesem Festival-Sommer wurden er oder das Duo rund 50 Mal gebucht.

"Mit Opa ging es regelmäßig durch die Natur"

Immer wenn er in der Region auftritt, versucht er bei Oma Ernestine vorbeizuschauen, die ihn immerhin fünf Jahre lang großgezogen hat. Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit: bevor K-Paul beim Festival „Rocken am Brocken“ Tausende Besucher begeisterte, wurde er selbst zu einem und reiste in das kleine Dorf bei Querfurt.

„Die Kühe, der Geruch - hier hat man einfach seine Ruhe“, erzählt K-Paul an der Kaffeetafel seiner Oma. „Das hier ist einfach ein Stück Heimat für mich.“ Als kleiner Junge fand K-Paul bei seinen Großeltern vorübergehend ein Zuhause, während seine Eltern in Berlin studierten. „Ich kenne hier jeden Ast“, sagt er. „Mit Opa ging es regelmäßig durch die Natur, da hat er mir alle Waldschrat-Tricks gezeigt.“

Statt der großen Musikerkarriere konnte sich K-Paul früher sogar vorstellen, länger auf dem Land zu bleiben. „Meine Großeltern hatten mir meinen Mischlingshund Susi gekauft und ich hätte gern in der LPG gearbeitet“, erzählt der 39-Jährige. Dann ging es aber doch zurück in die Metropole Berlin, wo K-Paul zunächst aber gewöhnliche Berufe erlernte. „Ich bin Konditor und Einzelhandelskaufmann“, sagt er. „Mit 25 wollte ich aber etwas riskieren und habe mit der Musik angefangen.“ Es war die richtige Entscheidung - denn nur zwei Jahre später erhielt er zusammen mit seinem Kollegen Lexy als Nachwuchskünstler den begehrten Musikpreis „Echo“. „Seine Musik ist aber nichts für mich“, bedauert Oma Ernestine. „Das ist immer so laut“, erklärt sie. „Die kann man ja auch leiser drehen“, erwidert der Enkel. Die 77-Jährige begeistere sich eben eher für Volksmusik. „Damit kann ich nun nichts anfangen“, erklärt der Elektrokünstler.

"Lebhaft war er schon immer"

Ob er schon als Kind ein Gespür für Musik hatte? „Nicht, dass ich mich erinnern könnte“, sagt Oma Ernestine. „Aber lebhaft war er schon immer - während er früher ruhig mal eine Stunde länger hätte schlafen können, liegt er heute bis mittags im Bett“, plaudert sie. K-Paul lacht. Neben ihm sitzt ein Betreuer und spielt mit seinem Smartphone. Allein besucht K-Paul seine Großmutter nie. „Ich brauche ja jemanden der mich fährt, denn ich habe keinen Führerschein“, erklärt er: „Ick bin Berliner, da braucht man sowas nich.“

Auf eines freut sich der Musiker übrigens bei jedem Besuch besonders, nämlich auf Omas selbst gemachte Kohlrouladen und Kuchen. „Heimat ist eben auch eine Frage des Geschmacks“, meint K-Paul. Die regelmäßigen Abstecher aufs Land seien für den Enkel eine Form, seine Verbundenheit mit dem früheren Lebensumfeld zu zeigen. Ein Gefühl, das ihm in Berlin zuletzt ein wenig gefehlt habe. Um sich dort stärker mit etwas zu identifizieren, hat er sich zusammen mit seinen Musikerkollegen Paul Kalkbrenner und Marteria beim Fußballverein Sparta Lichtenberg angemeldet. Dort stürmt er nun - wie einst durch Omas Garten.