Kinderbuchautor Adolf HolstKinderbuchautor Adolf Holst: Gleichnamige Sekundarschule auf der Suche nach Antworten

MÜCHELN - Nachdem bekannt wurde, dass der in Branderoda geborene Kinderbuchautor Adolf Holst (1867-1945) in den 1940er Jahren auch kriegsverherrlichende Verse schrieb, fordert das Team der Adolf-Holst-Sekundarschule in Mücheln die wissenschaftliche Erforschung seiner Biografie.
Schulleiterin Karin Rabenstein möchte wie ihre Kollegen Antwort auf die Frage, wie Adolf Holst politisch einzuordnen ist. Denn sollte sich herausstellen, dass der stets als Kinderfreund und Märchenonkel bezeichnete Autor auch ein nationalsozialistischer Schriftsteller war, befürchtet sie einen Imageschaden für ihre Schule, die seit 1928 den Namen Adolf Holst trägt. Dann müssten Lehrer, Eltern und Schüler über Konsequenzen reden.
Karin Rabenstein sagte der MZ, sie begrüße die Ankündigung weiterer Recherchen des Heimatvereins Branderoda. Das sei richtig und wichtig. Sie sei auch einer Meinung mit dem dortigen Ortsbürgermeister Udo Virchow (parteilos), dass man bei einer Urteilsbildung über Adolf Holst dessen gesamten Lebensweg betrachten sollte. Denn er habe die deutsche Sprache in einer sehr schönen Form vermittelt, bei Kindern die Lust am Lesen geweckt, einen großen Anteil an der Herausgabe der Fibeln gehabt und zum Beispiel mit „Hans Wundersam“ auch einen Klassiker der Kinderliteratur geschaffen. Deshalb würden in der Müchelner Sekundarschule auch die Fünft- und Sechstklässler mit seinen Kinderbüchern vertraut gemacht, und die Arbeitsgemeinschaft Theater setzt seine Verse szenisch um.
Als Namenspate ungeeignet
Doch selbstverständlich wäre Holst als nationalsozialistischer Schriftsteller als Namenspate für die Schule nicht geeignet, der immerhin 2014 der Titel „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ verliehen wurde. Dafür verpflichteten sich die Schüler nicht nur, gegen jegliche Form von Diskriminierung und insbesondere Rassismus vorzugehen. Seitdem wird von Seiten der Lehrer und pädagogischen Mitarbeiter auch eine ständige Präventionsarbeit geleistet. „Dabei geht es uns nicht nur um Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit, sondern zum Beispiel auch um das Thema Mobbing“, sagt Schulsozialarbeiterin Maria Fischer. Es gehe zusammengefasst darum, soziale Kompetenzen wie Toleranz und Akzeptanz zu vermitteln.
Das ziehe sich seit Jahren wie ein roter Faden durch die Schuljahres-Planung, so Karin Rabenstein. Man habe sich Kooperationspartner wie den Verein Geschichtswerkstatt Merseburg-Saalekreis gesucht und veranstalte dazu regelmäßig Veranstaltungen von „Musik gegen Gewalt“ bis zum Zirkusprojekt. (mz)