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Keine rosigen Zeiten Keine rosigen Zeiten: So versucht die Raßnitzer Gärtnerei in der Krise zu überleben

Von Michael Bertram 08.04.2020, 14:30
Bianca und Uwe Melchior aus der gleichnamigen Gärtnerei in Raßnitz mussten viele Pflanzen entsorgen.
Bianca und Uwe Melchior aus der gleichnamigen Gärtnerei in Raßnitz mussten viele Pflanzen entsorgen. K. Sieler

Rassnitz - Eigentlich ist Uwe Melchior eine echte Frohnatur. Kein Wunder, ist der Raßnitzer von der gleichnamigen Gärtnerei in dem Schkopauer Ortsteil doch seit dem Frühjahr umgeben von Tausenden Blumen, die in allen Farben und Formen blühen und so ziemlich jedem ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Wegen Corona ist der Absatz der Gärtnerei komplett eingebrochen

Doch in diesen Wochen ist Uwe Melchior und seiner Tochter Bianca alles andere als zum Lachen zumute. Denn aufgrund der Coronakrise bangen sie um das komplette Geschäftsjahr. Zwar ist die Gärtnerei an der Durchgangsstraße weiter geöffnet, weil hier unter anderem in Form von Gemüse auch Lebensmittel verkauft werden.

Jedoch ist der Absatz komplett eingebrochen. „Uns fehlen vor allem die Pendler, die auf dem Arbeits- oder Heimweg stoppen und schnell noch Pflanzen oder Blumensträuße mitnehmen“, sagt Bianca Melchior. „Das Coronavirus hat uns das gesamte Frühjahrsgeschäft verdorben“, klagt ihr Vater Uwe. „Mehr als die Hälfte der Frühblüher konnten wir wegschmeißen, weil sie nicht verkauft wurden.“

Bereits das zweite Jahr in Folge das Verkauf durch äußere Umstände erschwert wird

Die Familie, die erst letztes Jahr schlechtere Geschäfte verbuchte, da die Straße vor dem Geschäft wegen Bauarbeiten zeitweise gesperrt war, macht sich auf ein weiteres schlimmes Jahr gefasst. Denn auch für den Sommer erwarten Melchiors keine klingelnde Kasse. „Die aktuellen Pflanzen müssten jetzt eigentlich abverkauft werden“, sagt Uwe Melchior.

„Aber auf den Friedhöfen ist beispielsweise weit und breit so gut wie nichts gemacht.“ Zudem haben auch Restaurants geschlossen, die sonst zu den Kunden der Gärtnerei gehören. Sie kaufen Blumen und Pflanzen als Deko für Lokale und Tische. Zudem beziehen sie aus Raßnitz auch Kräuter für die Küche.

Ein Lichtblick in der Krise ist der Zusammenhalt im Dorf

Selbst wenn das öffentliche Leben aufgrund einer raschen Eindämmung des neuartigen Coronavirus in wenigen Wochen wieder hochgefahren wird, dürfte es für die Gärtnerei zu spät sein. „Unser Hauptgeschäft sind das Frühjahr und der beginnende Sommer“, sagt Bianca Melchior. Das würde die Bilanz dann nicht mehr groß retten.

Ein Lichtblick in der Krise ist der Zusammenhalt im Dorf. So unterstützt eine Initiative aus dem benachbarten Röglitz einen der wenigen verbliebenden lokalen Händler mit Werbung. Die Bevölkerung wird darin aufgerufen, trotz der widrigen Umstände Blumen und Pflanzen zu kaufen, die ab einer bestimmten Menge sogar frei Haus geliefert werden.

Blumen-Lieferungen reichen nicht, um Geschäft zu halten

„Tatsächlich war ich erst vorhin wieder unterwegs und habe eine Bestellung abgeliefert“, sagt Melchior. „Das lohnt sich aber natürlich nicht, wenn es nur um einen einzigen Strauß geht.“ Auf Lieferungen baut derweil auch eine Blumenhändlerin aus Merseburg.

Ausgerechnet am 1. April, mittendrin in Ausgangsbeschränkungen und Zwangsschließungen von Geschäften, hofft Bianca Uebe auf einen halbwegs positiven Start des neuen Ladens in der Bahnhofstraße.

Laden bieten nicht nur Blumen, sondern auch Marmelade und Seifen

Da das Geschäft für Kundenverkehr geschlossen ist, hat sie Klebezettel mit einer Telefonnummer an die Tür geklebt. „Wer etwas möchte, der soll anrufen, dann kriegen wir das hin“, sagt sie. Völlig kontaktlos erfolge die Lieferung.

„Ich stelle die Waren dann einfach vor die Tür und rufe an, dass es da ist“, sagt Uebe. Das Geld sei da meist schon auf dem Konto. Bis vor einigen Jahren hatte die Floristin noch selbst direkt nebenan einen Blumenladen geführt.

Jetzt ist sie angestellt, ihr Chef ist ihr Lebenspartner. „Wir wollen in dem neuen Laden nicht nur auf Florales setzen, sondern bieten auch selbst gemachte Marmeladen, Seifen und Dekoartikel“, sagt sie, während sie den erst drei Monate alten Karl im Arm hält. „Wegen des Babys ist es gar nicht so schlimm, dass wir jetzt erstmal nur langsam anfangen können“, meint sie. (mz)

Floristin Bianca Uebe kommt der ruhige Start nicht ungelegen.
Floristin Bianca Uebe kommt der ruhige Start nicht ungelegen.
Sieler