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Karikaturen Karikaturen: Heinz-Joachim Becker will zum Schmunzeln anregen

Von Uljana Wuttig-Vogler 08.10.2013, 20:38
Heinz-Joachim Becker beim Zeichnen von Karikaturen in seinem Garten. Einige Tausend hat er schon angefertigt.
Heinz-Joachim Becker beim Zeichnen von Karikaturen in seinem Garten. Einige Tausend hat er schon angefertigt. Peter Wölk Lizenz

Leuna/MZ - Ein großer Lkw stoppt an einem Umleitungsschild. Sein Fahrer - sichtlich verunsichert - weiß nicht mehr, wie er nun fahren soll. Hilfesuchend schaut er sich um und entdeckt einen Passanten. Freudestrahlend teilt ihm dieser mit, dass er einfach nur der Staubwolke folgen muss.

„Die Ideen liegen auf der Straße"

Die Idee für diese Karikatur kam Heinz-Joachim Becker, nachdem er von den Zuständen auf der innerörtlichen Umleitungsstrecke, die wegen Bauarbeiten auf der B 181 eingerichtet wurde, in Zöschen gehört hatte (die MZ berichtete). „Die Ideen liegen auf der Straße, man muss sie nur mit beiden Händen aufheben“, sagt der Karikaturist. Um sie nicht zu vergessen, trägt der Ur-Daspiger stets Zettel und Bleistift bei sich, um sie festzuhalten. „Ich will mit meinen Karikaturen nicht die Welt verändern, sondern zum Schmunzeln und Nachdenken anregen.“ Die Kommunalpolitik bietet dafür ein breites Feld. Becker weiß, dass seine Zeichnungen nicht überall auf Gegenliebe stoßen, doch das liege im Wesen des Menschen und der Karikatur.

Die Laufbahn Beckers als Zeichner begann schon in der Schule. Zu DDR-Zeiten war er auch als Schnellzeichner tätig, nach der Wende absolvierte er in Darmstadt eine anderthalbjährige Ausbildung als Pressezeichner und Karikaturist. Seine große Leidenschaft, mit frechen Zeichnungen auf das Leben aufmerksam zu machen, machte er dennoch nicht zu seinem Beruf. Der 69-Jährige ist gelernter Elektriker, viele Jahre arbeitete er im Leuna-Werk. Qualifizierte sich zum Ingenieur und betreibt heute noch ein Ingenieurbüro für Elektrotechnik in Leuna. „Der Ingenieur-Beruf diente immer dem Broterwerb. Der Karikaturisten-Job, um sich auch mal eine Eiskugel leisten zu können. Mittlerweile sind es schon zwei“, lacht Becker.

"Epperlein hat einen guten Strich gehabt“

Sein Lehrmeister war Arthur Epperlein, der bekannte hallesche Karikaturist. „Von ihm habe ich einiges aufgenommen. Epperlein hat einen guten Strich gehabt“, erzählt Becker. Am liebsten zeichnet er mit Feder und schwarzer Farbe, manchmal greift er auch zum Buntstift, doch das kommt seltener vor. „So farbige Karikaturen wie sie beispielsweise Uli Stein macht, möchte ich nicht machen. Ich halte mich eher an Wilhelm Busch.“ Die beste Kritikerin der Beckerschen Arbeiten, die demnächst wieder in Ausstellungen in Leuna und Bad Dürrenberg gezeigt werden sollen, ist seine Lebensgefährtin. Deren sachliche und naive Kritik helfe ihm. „Sie sagt, was sie denkt.“ Da werde dann schon mal die eine oder andere Zeichnung überarbeitet. Von den im Trend stehenden Karikatur-Zeichen am Computer hält Becker nicht viel. „Die Karikatur, die der Computer zeichnet, hat keine Seele“, sagt der Daspiger. Und die genau braucht es, um die Menschen zum Schmunzeln und Nachdenken anzuregen.